Montag, 7. März 2011

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Korsika vor 275 Jahren: Am 15. April 1736 wird Theodor von Neuhoff zum korsischen König « Roi Théodore »

Hintergrund: Die Republik Genua setzt sich im Jahre 1284 nach der Schlacht von Meloria gegen die Republik Pisa entgültig durch und herrscht ab diesem Zeitpunkt über Korsika. 1630 erklärt Genua aus Diplomatie- und Prestigegründen die Insel zum Königreich, ernennt jedoch nie einen König. Korsika wird vielmehr von einem genuesischen Gouverneur verwaltet, der alle zwei Jahre abgelöst wird. Der Gouverneurspalast befindet sich seit Ende des 14. Jahrhunderts in Bastia.

Der Gouverneurspalast in Bastia. Foto: Wikipedia

Nach zwei Jahren großer Trockenheit und im dritten Jahr zahlreicher Überschwemmungen, also nach insgesamt drei Jahren Missernte, ist die korsische Bevölkerung im Jahre 1729 nicht mehr in der Lage, die von der Republik Genau auferlegte Steuerlast zu tragen. Es beginnt der Aufstand gegen Genua und der Kampf um die Freiheit und Unabhängigkeit Korsikas, der 40 Jahre dauern sollte. Nach einer vierzehnjährigen Unabhängigkeit von 1755 bis 1769 unter Pascal Paoli endet dieser Kampf durch den Vertrag von Versailles, den Genua und Frankreich 1768 unterzeichnen. Infolgedessen tritt Genua die Insel Korsika an Frankreich ab. Die entscheidende Schlacht findet am 8. Mai in Ponte Novo statt. Die Korsen werden geschlagen und Frankreich übernimmt die Herrschaft auf Korsika.
Im Rahmen dieses vierzigjährigen Kampfes tritt 1732 Theodor Stephan Freiherr von Neuhoff auf die Bühne. Von Neuhoff wurde vermutlich am 25. August 1694 in Köln geboren, aber auch Metz gilt als möglicher Geburtsort. Verstorben ist er am 11. Dezember 1756 in London.

Theodor von Neuhoff (Mezzotinto von Johann Jakob Haid um 1740). Quelle: Wikipedia

Von Neuhoff befindet sich im Auftrag Wiens in Genua, um sich über die Lage Korsikas zu erkundigen. Hier beobachtet er, wie korsische Gefangene von einem Schiff an Land gebracht und abgeführt werden. Beeindruckt von der Würde, dem Stolz und der Beherrschtheit, mit der die Korsen durch die Aufgebrachte und feindsselige Menge schreiten, entwickelt sich seine Bewunderung und Sympathie für das Inselvolk. Daraufhin setzt er sich in Wien mit Erfolg für die Freilassung dieser Korsen ein.
Kurze Zeit später erhält er in Livorno den Besuch einer korsischen Abordnung. Deren Wortführer waren unter anderem General Louis Gafferi, für dessen Freilassung er sich eingesetzt hatte und Sebastian Costa, der in Italien und Frankreich studiert hatte und deshalb sehr gute Kenntnisse in internationalen Recht besaß. Die korsische Abordnung bietet von Neuhoff an, König von Korsika zu werden, in der Hoffnung das Theodor von Neuhoff durch seine zahlreichen internationalen Verbindungen Unterstützer für die korsische Sache gewinnen würde.

Von Neuhoff bereitet sich sorgfältig auf diese neue Aufgabe vor. 1736 startet er in Tunis und erreicht am 12. März des gleichen Jahres Korsika. Er geht in Aleria an Land und wird von der korsischen Bevölkerung begeistert empfangen. Im Gepäck hatte er eine Verfassung, die von Sebastian Costa verfasst wurde, die aber schon in Tunis gedruckt wurde, was gelegentlich zu der falschen Annahme führt, von Neuhoff habe eine von ihm selbst geschriebene Verfassung nach Korsika gebracht. Am 15. April wird Theodor von Neuhoff zum König ernannt und auf diese Verfassung vereidigt. Es handelt sich jedoch noch nicht um eine Verfassung im eigentlichen Sinne. Sie besteht aus dem Vorwort und 16 Artikeln (« Capitoli »).
Da es dem König Theodor unter anderem jedoch nicht gelang, die erhoffte Unterstützung für die korsische Sache zu gewinnen, endet seine Regentschaft nach nur 6 Monaten. Er verlässt am 11. November 1736 die Insel und verstirbt völlig verarmt am 11. Dezember 1756 in London.
Zwar war Theodor von Neuhoff, « Roi Theodor », der erste und einzige von den Korsen selbst zum König ernannte König aber nicht der einzige und erste bzw. letzte Korsikas. Der derzeitige Kônig Korsikas und das seit 1975, ist, wenn auch nur auf dem Papier, König Juan Carlos von Spanien. Aber dazu ein anderes mal mehr.


Herzlichst,
Edmund Schroth