Donnerstag, 31. März 2011

Donnerstag, 31. März 2011




Rezepte aus Korsika: Junge Affodillstängel mit Vinaigrette

Im März ist Affodill-Saison auf Korsika. Hier ein kleines Rezept für eine Salatzubereitung von Garrigue-Gourmande. Ich habe vor Jahren mal Affodillstängel roh gegessen. Sie sind saftiger und süßer als wilder Spargel, aber leichter im Geschmack.







Junge Affodillstängel mit Vinaigrette

Zutaten für 4 Personen

Zubereitung: 15 Minuten



20 Asphodelenstängel

1 EL mittelscharfer Senf

1 EL Balsamessig

10 EL Olivenöl

2 EL Wasser

Salz und Pfeffer



Zubereitung

Die noch zarten Asphodelenstängel kurz vor der Blütenöffnung  abknicken, reinigen und ca. 5 Minuten in kochendem Wasser garen. Abkühlen lassen. Währendessen eine Vinaigrette aus den oben angegebenen Zutaten herstellen.

Die kalten Stängel anrichten und die Vinaigrette darüber träufeln und als Vorspeise servieren!



Guten Appetit!



Hinweis: Ich übernehmen keine Gewähr für das Rezept, ob es schmeckt. Ob sich das Rezept zudem mit dem Naturschutzgesetz vereinbart, ist eine andere Sache!







© Miluna Tuani

© Fotos und Quellen: Wikipedia, l’Asphodele, Garrigue Gourmande

Mittwoch, 30. März 2011




Die Pflanze der Begrüßung: Affodill oder Asphodele auf Korsika

Asphodelus cerasiferus: Ist das eine Blume? Eine Pflanze? Ein Baum?

Der Affodill ist ein spargelartiges (Asparagales) Gewächs aus der Familie der Grasbaumgewächse (Xanthorrhoeaceae), der Unterfamilie der Affodillgewächse (Asphodeloideae) und der Gattung der Affodilla (Asphodelus).
Der Affodill ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 100 bis 200 Zentimeter erreicht und ein Rhizom (unterirdisches oder dicht über dem Boden wachsendes Sprossachsensystem) bildet. Der Blütenstand ist meist verzweigt. Die Deckblätter sind weißlich auch zart rosa. Die kugelige Kapselfrucht weist einen Durchmesser von 10 bis 20 Millimeter auf.
Die Blütezeit reicht von Mai bis August. In Europa steht diese Pflanzenart unter Naturschutz.
Der Affodill wächst überall. Diese Pflanze passt sich jeder Bodenbeschaffenheit an. Man kann sie im Strandhinterland finden, in der Maquis, aber auch in den Bergen. Oft sieht man sie auf Weidefeldern von Schafsherden, wo die noch grünen Pflanzen vor der Blüte einen starken, fast unangenehmen Geruch verbreiten (dem Katerurin ähnlich). Ihre Blüten locken dagegen Bienen mit ihrem zarten verführerischen Duft an.
Der Affodill verkörpert noch heute auf Korsika, in Griechenland und Italien eine symbolische Bedeutung. Auf Korsika werden die Blumenkolben während des Allerheiligenfestes in Olivenöl getränkt, dann angezündet und als Fackel nahe der Gräber aufgestellt. Sie haben die Eigenschaft, nicht zu verbrennen, nur zu konsumieren, d.h. wie eine Fackel zu glühen.

In den vergangenen Jahrhunderten, diente der trockene Stängel als Fackel in den Häusern, in den Hütten oder um in der Nacht zu reisen. Man benutzte ihn auch, um das Kaminfeuer anzuzünden. In der Nacht von „Saint Jean“ wurde das heilige Feuer damit entzündet. Außerdem diente er dafür Lärm zu machen, um die bösen Geister zu vertreiben.

Aus den Blättern fertigte man hingegen Matratzen und Sattel. Die Tiere fraßen das trockne Laub. In der Region von Barchetta wurde aus der einjährigen Knolle zudem Branntwein hergestellt.



Hier einige Redewendungen rund um den Affodill

– Er hat die Beine wie Asphodelenstengel  (fein und wenig kräftig, Rennu).

– Ein gutes Jahr reich an Asphodelen kündigt ein gutes Jahr von Esskastanien an.(Bastelica)

– Er erkennt die Asphodelen nicht mehr (das sagte man zu einem ausgewanderten Korsen, der seine Ursprünge vergessen hat, Capi Corsu)
– Asphodelen-Feuer  (entspricht einem Strohfeuer, Santu Petru di Tenda)

Nach den Forschungen des Wissenschaftlers J.H. Favre spielt der Affodill eine wichtige Rolle in der Reproduktion der Zikaden, die ihre Eier in die Stängel einlegen.
Wieder mal ein Beweis dafür, dass die Pflanze ihrer Symbolisierung aus der Mythologie (Emblem des Auflebens) zu Gute kommt, gewissermaßen, dem Aufleben der Zikaden.





© Miluna Tuani

© Quellen und einige Fotos: Wikipedia, l’Asphodele

Dienstag, 29. März 2011




5. Mai 1992: Das Drama im Fußballstadion von Furiani auf Korsika – Teil 1

Alisha McKerry ist eine junge Lokalreporterin die auf Korsika lebt und als freie Journalistin und Fotografin für lokale Magazine und Zeitschriften arbeitet. Auch leitet sie ihre Übersetzungen an internationale Medien weiter. Hier ein Ausschnitt aus ihren Aufzeichnungen, die auf wahre Begebenheiten zurückgehen …





Vorgeschichte



Um „die Einnahme des Jahrhunderts“ zu erzielen und angesichts des in diesen Jahren besonders attraktiven Gastes (Olympique Marseille hatte 1991 im Endspiel des Europapokals gestanden) hatte Bastias Präsidium beschlossen die Kapazität des Stadiums Armand-Cesari (auch unter seinem alten Namen „Stadium von Furiani“ bekannt) durch eine zusätzliche Stahlrohrtribüne um über 9.000 Plätze zu erhöhen.

Die finanziellen Erwartungen der Verantwortlichen erfüllten sich vollauf: 18.000 verkaufte Karten erbrachten eine Bruttoeinnahme von etwa 3 Mio. Francs (rund 450.000 Euro).

In einer Nacht-und-Nebel-Aktion schaffte der Verein deshalb Resultate: kurz nach dem Viertelfinalspiel am 22. April 1992 wurde die uralte Tribüne, die nur 750 Sitzplätze umfasste, ohne behördliche Genehmigung abgerissen. Der Aufbau der Zusatztribüne erfolgte unter extremem Zeitdruck. Nachdem die FFF der Verschiebung des Spiels zugestimmt hatte, blieb lediglich genau eine Woche für ihre Errichtung Zeit. Arbeiten an den Fundamenten fanden nicht statt, ebenso wenig wurde die Statik der 100 m langen und bis zu 15 m hohen Konstruktion durch gegossene oder gemauerte Stützpfeiler verbessert.



Der Abend des 5. Mai 1992



Die Reihen haben sich gefüllt, die Zuschauer heizen mit Gesang und Parolen die Stimmung an. 1 ½ Stunde vor dem Halbfinale zwischen Sporting Club Bastia und Olympic Marseille ist das Stadion so gut wie voll. Einige Sitze sind noch in der Nordtribüne verfügbar. Ab 19 Uhr gewinnt die Unruhe immer mehr Überhand: Die Verantwortlichen der Sicherheit, die Feuerwehrmänner, auch Journalisten und die zahlreichen Zuschauer erklären vor der Presse, dass sie einige Bedenken haben. Gewisse Journalisten, unter denen sich Herr A. De R. (Chef des Provenzalen Sportmagazins) befindet, weigern sich auf die Tribüne zu steigen. Für diejenigen, die schon oben auf der Nordtribüne platziert sind, ist die Spannung greifbar. Herr A, Sonderkorrespondent für Radio France: « Ich befinde mich hier oben auf der Tribüne des Stadions von Furiani in der Mitte der Zuschauer. Man kann die Spieler von hier oben kaum erkennen. Das ist wie verrückt, aber die Tribüne scheint zu schwanken, man fühlt sich wie auf einem Schiff. Liebe Hörer hoffen wir, am Ende des Spiels noch hier oben zu stehen. »

Trotz der Beschwerden wird keine Entscheidung getroffen … Um 20 Uhr erscheinen die Spieler des SCB und OM auf dem Platz, um sich unter Tonnen von Beifall und Getrampel aufzuwärmen. Unter der Tribüne bemühen sich Techniker, Schrauben nachzuziehen und Bolzen zu sichern. Einige Zuschauer sind erschreckt, als sie feststellen, dass Bretter und Träger der Tribüne zu fallen drohen. « Das ist wirklich der totale Wahnsinn », erklärte ein befragter Zuschauer, während er unter der Tribüne hindurchgeht und die Balken sieht, die sich unter dem Gewicht der Massen biegen.

Um 20 Uhr 15 gehen die Mannschaften in die Garderoben zurück. Die Tribüne wird immer unbeständiger. Manche wagen sogar nicht mehr, sich an das Geländer zu lehnen. Der Sprecher des Stadions wird von Vertretern der Sicherheit aufgefordert, die Zuschauer übers Mikrofon zu beruhigen. « Trampeln Sie bitte nicht mehr mit den Füßen!“ fordert er das Publikum auf, um zu vermeiden, dass sich einige Teile der metallischen Terrassen lösen.

Es ist 20 Uhr 20, an diesem Dienstag, dem 5. Mai 1992, als die hohe Seite der provisorischen Tribüne des Stadions einfällt und in sich selbst zusammenbricht und mehr als 2000 Personen, Zuschauer sowie Journalisten unter den Trümmern begräbt.

Das Drama ist geschehen, das Entsetzen und die Bestürzung tausender Zuschauer, die Agonie der Opfer werden im Fernsehen live übertragen. Man organisiert Erste-Hilfe-Leistungen, doch das ist nicht leicht in der wild durcheinanderlaufenden und in Panik schreienden Menschenmenge. Die Spieler helfen und beeilen sich, die unter den Trümmern liegenden Zuschauer zu befreien. Ein echter Solidaritätsschwung bemächtigt sich des Stadions von Furiani. Der Rasen wird zum improvisierten Krankenhaus. Ein Journalist vom korsischen Radiosender RCFM bezeugt: « Ich beteilige mich wie alle, ich transportiere Verletzte ab und habe eben, dank des Chefs der NOTÄRZTE, gelernt wie man Patienten intubiert.“

Um 21 Uhr 30 kommen erste Hubschrauber der Zivilsicherheit und der französische Verteidigungsminister, Herr Pierre Joxe, an. Er stellt den Katastrophenstatus in der Umgebung ab 22 Uhr aus. Dreißig Minuten später werden trotz der aktiven Rettungsmaßnahmen ein Toter und mehr als 50 Verwundete gezählt. Die Abtransportarbeiten dauern bis spät nach Mitternacht … das Stadium bleibt gespenstisch unter eine dicken Staubwolke liegen.

Am nächsten Morgen, am Mittwoch, dem 6. Mai 1992 stehen die Inselbewohner und alle Personen, die von dieser Tragödie in den Medien hören unter Schock. Man stellt sich immer wieder dieselben Fragen: Warum ist dieses Halbfinalspiel nicht rechtzeitig abgesagt worden? Warum sind nicht alle Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden, um die Sicherheit der Zuschauer zu gewährleisten? Die Beerdigungen der ersten Opfer finden statt. Die Bilanz ist immer noch nicht endgültig: sie beruft sich zurzeit auf 11 Tote und mehr als 1000 Verwundete.

Am 9. Mai ist ein Schweigegedenktag, der Tag der Isula Morta angesetzt, in Erinnerung an die Opfer der Katastrophe von Furiani.

14 verantwortliche Personen werden angeklagt und zum Teil verurteilt. Bastias Klubpräsident Jean-François Filippi, trat bald nach der Katastrophe von seinen Funktionen im Verein und im Regionalverband zurück. Neun Tage vor Prozessbeginn findet er ein gewaltsames Ende: Am 26. Dezember 1994 wird er vor seinem Haus erschossen. Ob dieser Mord mit den Ereignissen des 5. Mai 1992 zusammenhängt oder dem Geschäftsmann und Kommunalpolitiker Filippi galt, konnte bis heute nicht geklärt werden …



© Miluna Tuani



Sonntag, 27. März 2011




Gedicht der Woche: Frühjahrserwachen auf Korsika

Hoch in den Bergen

der letzte Schnee am tauen

unter Frühlingssonne wärmender Glut

Blütenvielfalt erwacht

vorbei der Winter

nun endlich ist …

die Vögelchen sie zwitschern

froh bei Tag

die Käuzchen kauzen

laut bei Nacht …

die Bienchen und Hummeln

tagsüber sich  tummeln

im Farbenspiel der Nektarpracht …



© Miluna Tuani 29/03/2010

Donnerstag, 24. März 2011




Rezepte aus Korsika: Ravioloni mit Brucciu, Mangoldfüllung und Pinienkernen

Ravioloni mit Brucciu, Mangoldfüllung und Pinienkernen
Zutaten für 4 Personen




Zutaten für den Teig

500 g Weizenmehl Typ 405

2 EL Olivenöl

2 EL Wasser

4 ganze Eier

Salz







Zutaten für die Füllung

1 Brucciu

1 Staude Mangold

1 Bund Basilikum

100 g (geröstete) Pinienkerne

3 Fleischtomaten

2 Knoblauchzehen

Salz nach Bedarf

2 Eigelb



Zutaten für die Präsentation

Gemüsebouillonwüfel

Tome Corse (oder Parmesan)

oder

Tomatensauce (Rezept siehe unten)



Zubereitung des Teiges

Das Mehl, Olivenöl, Wasser, Salz und die Eier vermischen und zu einem geschmeidigen Teig verarbeiten. Eventuell etwas mehr Öl oder Wasser beigeben, doch der Teig darf nicht kleben!

Anschließend in Folie verpackt 30 Minuten ruhen lassen, allerdings nicht im Kühlschrank!



Zubereitung der Füllung

Knoblauchzehen in Olivenöl andünsten, Mangold waschen, in feine Streifen schneiden und zirka 5 Minuten in kochendem Salzwasser blanchieren. Danach zu den angedünsteten Knoblauchzehen geben und braten bis er weich ist. Salzen und pfeffern. Basilikum entblättern, waschen, trocken tupfen und fein hacken. Tomaten waschen, trocken tupfen, die Haut der Länge nach einschneiden und zirka 3 Minuten in heißem Wasser blanchieren, bis sich die Haut ablöst. Unter kaltem Wasser abschrecken, pellen, in zirka1 cm dicke Scheiben schneiden, Kerne und Gehäuse entfernen und in Würfel schneiden.

Den Brucciu mit dem fein gehackten Basilikum, den Tomatenwürfeln, den zwei Eigelb und den anderen Zutaten verrühren und falls noch notwendig salzen und pfeffern.



Zubereitung der Ravioloni

Den Teig auf einer bemehlten Fläche ausrollen und mit einem Ravioli- oder Teigtaschenformer Kreise (ca. 12 – 10 cm Durchmesser) ausstechen. Je einen gehäuften EL Füllung in die Mitte der Kreise geben. Die Teighälfte zu einer Teigtasche zuklappen, dabei vorher die Enden mit einem verquirltem Eigelb bestreichen, und gut zukleben. Danach in siedendem Salzwasser ca. 5 bis 7 Minuten kochen lassen und mit einem Schaumlöffel herausheben, gut abtropfen lassen und in einem tiefen Teller jeweils 4 Raviolone anrichten.

Mit einer stark eingekochten Gemüsebrühe übergießen sowie mit frisch geriebenem Tome Corse (korsischen Ziegenhartkäse) bestreuen und servieren. Je nach Geschmack, kann man die Raviolone auch mit einer hausgemachten Tomatensauce servieren.



Zutaten für die Tomatensauce

2 mittelgroße Zwiebeln, etwas Olivenöl, 10 entkernte, enthäutete und in Würfel geschnittene Saucentomaten (Roma), 1 Handvoll grüne, entsteinte und in Scheibchen geschnittene Oliven, 2 Knoblauchzehen, 1 Bund Basilikum sowie Salz und Pfeffer.



Zubereitung der Tomatensauce

Die Zwiebeln hacken und in dem Olivenöl anbraten. Die Tomatenstücke und die kleingeschnittenen Oliven, das entblätterte fein gehackte Basilikum dazugeben und mit Salz, Pfeffer und Knoblauch würzen. Etwas einkochen lassen und auf die Raviolone geben. Mit frisch geriebenem Tome Corse überstreuen und servieren.



Guten Appetit und viel Spaß beim Nachkochen!







© Miluna Tuani

Mittwoch, 23. März 2011




Von Blutrache und Ehrenbanditen

Von der « Vindetta », der archaischen Blutrache und dem Ehrenkodex auf Korsika hat sicher schon jeder gehört.
Das Bewahren von Ehre und Recht nahmen die Korsen früher selbst in die Hand. Nach ihrem Ehrenkodex war ein Mann verpflichtet schwere Kränkungen durch Mord zu rächen. Die Grundwerte des korsischen Ehrenkodex waren der absolute Respekt vor dem einmal gegebenen Wort, das man in keiner Weise brechen durfte, außerdem musste man einem Hilfesuchenden Gastfreundschaft anbieten.
Als Vendetta bezeichnet man die Rache eines Mordes oder einer einfachen Beleidigung, die gegen den korsischen Ehrenkodex verstößt. Alle Familienmitglieder sind daran beteiligt, das heißt, die Konfrontation von zwei Familien kann über eine lange Periode, sogar von Generation zu Generation „vererbt » werden … bis die Schande gesühnt ist. Das hat auf Korsika zur kompletten Auslöschung einiger Sippen geführt.

Auf Korsika war die Vendetta festen Regeln unterworfen: Ein echter Familienrat wurde einberufen, um zu entscheiden, ob z.B. eine erhaltene Beleidigung zur Rache führen sollte. War dies der Fall, wurde die Familie des Beleidigers in aller Ernsthaftigkeit benachrichtigt. Derjenige, der Gegenstand einer Vendetta gewesen war, wurde ein Ehrenbandit und ging in die Maquis. In diesem Fall wurde er durch seine Sippe unterstütz und ernährt, um dem Gesetz zu entgehen.
Die wichtigsten Orte, an denen sich die Banditen verstecken konnten war der Monte Sant’Appiano in der Monte Cinto Gegend, um den Monte Rotondo herum und im Niolu wie im FiumOrbu.
In dieser wilden und üppigen Natur konnten sie sich in Höhlen verstecken, in denen sie verurteilt waren allein zu lebe. Inmitten eines idyllischen Dekors fristeten sie ihr Dasein zusammen mit Falken, Mufflons und anderen wilden Tieren.

Die Ursache der Vendetta ist unter anderen auch im korsischen Charakter zu finden: Im allgemeinen ist der Korse lebendig, nervös, leicht reizbar, schnell gewaltsam und impulsiv. Es fällt ihm schwer, seine Impulse die ihn überkommen zu bremsen.
Die meisten Geschichten von Blutrache kamen in den südlichen Gegenden vor, wie in Guagno, in Palneca, im Fiumorbu, wo die Bewohner um einiges reizbarer sind, als z.B. im Norden der Insel.
Aus dieser Geisteshaltung heraus wurde der „Bandit d’honneur“ geboren: Ein Mann der zum Banditen wurde, weil er seine gekränkte Ehre rächen musste – und diese konnte nun mal nur durch Blut reingewaschen werden.
Das Vergeltungsrecht erlebte seinen Höhepunkt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert, als die Zahl der durch Blutrache Ermordeten auf über tausend im Jahr anstieg und unzählige Ehrenbanditen sich in der Maquis versteckt hielten.
Diese auf ganz Korsika bekannten und berühmten „Bandits d’honneur“ hausten jahrelang in der Maquis und führten die Polizei an der Nase herum.
Im 19. Jahrhundert haben sich französische Schriftsteller für das Phänomen der Vindetta auf Korsika interessiert und haben reichlich Stoff gefunden, ihre literarischen Werke daraus zu machen.
Das berühmteste Werk ist „Colomba“ von Prosper Mérimée, der 1839 als Inspektor der historischen Monumente die Insel besuchte und vor Ort zu seiner Novelle inspiriert wurde.
Zwischen 1830 und 1890 machten Balzac, Mérimée, Maupassant, Dumas und viele andere die Vindetta zum Thema ihrer Werke. Eine literarische Mode ward geboren.
Auch heute sind diese großen Banditen Teil der korsischen Kultur, in der Poesie, in der Musik und wie gesagt in der Literatur.
Derzeit existiert die Familien-Vindetta im traditionellen Sinn nicht mehr. Daraus haben sich u.a. politische Fehden unter den rivalisierenden nationalistischen Parteien entwickelt.

Morgen folgt eine kleine „Vindetta-Geschichte“ …

© Miluna Tuani




Erzählungen aus Korsika: Matteo Falcone oder das Schicksal des Furtunatu

Die Zeit des heiligen, bindenden Ehrenkodexes, der Vindetta, der Blutrache, der Meuchelmorde, der Ehrenbanditen, die versteckt in der Maquis lebten, in der wilden, rauen Zeit der Insel, in der es noch Auge um Auge, Zahn um Zahn ging und niemand überlebte, der den korsischen Ehrenkodex verletzte …



Die Wahrung von Ehre und Recht nahmen die Korsen früher nach Kräften selbst in die Hand. Nach ihrem Ehrenkodex war ein Mann verpflichtet, schwere Kränkungen durch Mord zu rächen. Dieses „Vindetta“ genanntes Vergeltungsrecht erlebte seinen Höhepunkt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Zahl der durch Blutrache Ermordeten auf über Tausend im Jahr anstieg und unzählige „Ehrenbanditen“ sich in der Maquis versteckt hielten. Daher galt es als ein schweres Vergehen gegen den Ehrenkodex einem solchen Banditen die Hilfe zu untersagen, wenn er darum bat.

Eine Erzählung aus der rauen Vorgeschichte Korsikas zu Beginn des 19. Jahrhunderts, die unweit der südöstlichen Stadt Porto Vecchio spielt, beschreibt wie weit ein Korse gehen kann, wenn jemand gegen „das heilige korsische Ehrengesetz » verstoßen hat, auch wenn es sich dabei um das eigene Kind handelt.





Matteo Falcone ist ein respektierter und angesehener Mann, der mit seiner Frau und seinem Sohn Furtunatu einen landwirtschaftlichen Betrieb besitzt. Er ist bekannt als guter Schütze und Jäger von Wildbrett sowie dafür, dass er keinem Konflikt aus dem Wege geht.

Eines Tages bricht er mit seiner Frau zu den Hochweiden auf, um nach einer Herde zu sehen. Er lässt seinen zehnjährigen Sohn Furtunatu für einige Stunden zurück, mit dem Auftrag, Haus und Hof zu bewachen.
Gerade als Furtunatu sich mit einem Stück ofengebackenem Brot und einer dicken Scheibe Ziegenkäse auf die Holzbank vor seinem aus Stein gemeißelten Landhaus setzt, hört er auf einmal lautes Geschrei aus der wilden hügeligen Maquis zu ihm hernieder schallen.
Männerstimmen schreien: « Da ist er schießt, so schießt doch! » und Gewehrschüsse folgen, aus mehren Richtung aufeinanderdonnernd und in den umliegenden Bergen widerhallend.
Furtunatu springt besorgt auf und will gerade ins Haus eilen, als er einen Mann mit zerrissener Kleidung, langen wirren Bart und schmerzverzerrten Zügen im sonnenverbrannten Gesicht auf sich zuhumpeln sieht. Furtunatu hält erschreckt inne, als der Mann ihn anruft:
« Hey du Kleiner, zeig mir, wo ich mich hier bei dir verstecken kann, habt ihr Heu in der Scheune ? Schnell, beeil dich, meine Verfolger nahen! »
Der Junge mustert den Flüchtigen von oben bis unten, doch dieser ruft ihm aufgeregt zu: « Also was ist los mit dir, willst du, dass ich dich bezahle, damit du mir das Versteck zeigst? Hier… « , er wühlt in seinen Taschen und wirft dem Jungen einige Geldstücke vor die Füße, der sie schnell aufsammelt.
« Ja, ihr könnt euch dort in der Scheune unter dem großen Heuhaufen verstecken, wehrter Hilfesuchender! »
Der Mann lächelt das erste mal und eilt, sein verletztes Bein hinter sich herziehend, in die Scheune.
Furtunatu macht sich auf ins Haus, um seine Geldstücke zu verstecken, gerade als eine Eskorte von Gendarmen hinter der Biegung, die zu ihrem Haus führt, erscheint. Die Hufe der tänzelnden Pferde wühlen Staub auf. Der Anführer der Truppe springt vom Pferd, und ruft nach dem Jungen:
« Hey Junge, hast du zufällig einen Mann auf der Flucht gesehen, der sich versucht zu verstecken? »
« Nein, Herr Hauptmann, ich habe niemanden gesehen! » – versucht er so fest und glaubwürdig zu antworten. « Wo sind deine Eltern? » « Auf den Hochweiden bei den Herden, Herr Hauptmann! »
« Mm, also Männer, schaut euch nach Spuren um », befiehlt er seinen Leuten und bereitet sich zum Abmarsch vor, als einer seiner Leute ruft: « Herr Hauptmann, seht mal hier, Blut- und Schleifspuren bis hin zu der Scheune… »
« Mein Junge, bist du sicher, dass du niemanden gesehen hast? Es handelt sich um einen gefährlichen Verbrecher, du bringst dich und deine Familie in Gefahr, wenn du ihm erlaubt hast, sich hier zu verstecken! »
Furtunatu knirscht unter Duck gesetzt mit den Zähnen. Der Hauptmann sieht seinen Konflikt und zieht eine goldene Taschenuhr aus seiner Gürteltasche und streckt sie dem Jungen vor die Nase.
« Schau, sie gehört dir, wenn du mir die Wahrheit sagst! »
Furtunatu erblickt das in der Sonne schillernde feinbearbeitete Objekt und seine Augen werden groß vor Staunen und seine Wangen rot vor Habgier. Er nimmt sie vorsichtig dem Hauptmann aus der Hand und zeigt mit dem Finger in Richtung der Scheune. « Er ist dort unter dem Heuhaufen! »
« Sehr gut mein Kleiner, du hast richtig gehandelt!“ Der Hauptmann schnellt zu seinen Leuten herum: « Umstellt die Scheune, er ist unter dem Stapel Heu! »
Einige Gendarmen umstellen die Scheune, die anderen stürmen sie mit ihren Gewähren, geladen und bereit zum schießen …
Zu Furtunatu schallt lautes Geschrei und Gemenge hinüber, gerade als er seine Eltern auf dem Maultier in den Hof einreiten sieht. Matteo und seine Frau werden Zeugen der Verhaftung. Der Bandit schreit wütend über den Verrat, bezichtigt das Haus Falcones als das Haus eines Verräters, bevor er von den Gendarmen abtransportiert wird.
Matteo Falcone kommt über diese Beleidigung, die zumal noch eine wahre Anschuldigung ist und über das gebrochene Versprechen seines Sohnes nicht hinweg und erkennt in ihm einen Verräter. Einen Verräter der übelsten Art, da er sich noch für seinen Verrat, hat bezahlen lassen.
Gemäß dem korsischen Ehrenkodex sieht er sich gezwungen, seinen Sohn zu bestrafen.
Er führt ihn schweigend in die Maquis, die weinende und flehende Mutter hinter sich lassend.

Wenig später unterbricht ein schallender Gewehrschuss das Grillenzirpen, der gespenstisch in den Bergen widerhallt … und Matteo Falcone kehrt allein zum Haus zurück …


© Miluna Tuani


Dienstag, 22. März 2011




Canta U Populu Corsu – eine korsische Musiklegende – kurz CANTA genannt

Canta U Populu Corsu, heißt wortgetreu « Das korsische Volk singt »
Diese legendäre korsische Gruppe, die 1973 von Jean-Paul Poletti und Natale Luciani gegründet wurde, ist seit den 1970-er Jahren ein Meilenstein der wiederauflebenden, insularen Musik in korsischer Sprache.
Ihre Lieder reichen von traditionellen Gesängen wie Paghjelle und Lamenti bis zu eigenen Werken, die manchmal einen starken politischen Charakter äußern, der aus ihrem nationalistischem Engagement entspringt. Doch ihre Hauptabsicht war und ist es die Werte der korsischen Sprache und Kultur zu fördern.
Viele bekannte Figuren der heutigen korsischen Musikszene haben ihre Karriere mit Canta begonnen, so zum Beispiel Petru Guelfucci, Jean-Marie Pesce, Gründer der Gruppe I Chjami Aghjalesi, und Jean-François Bernardini (I Muvrini).
Jean-Paul Poletti schrieb über viele Jahre lang die Texte und Musik für die Gruppe, bis er sich dann seiner Solokarriere widmete. Natale Luciani, Mitbegründer der Gruppe verstarb im Dezember 2003.

Auch heute noch ist Canta U Populu Corsu ein Meilenstein der korsischen Musik, der seinen musikalischen Kampf für die Verbreitung der korsischen Musik, Sprache und Kultur weiter führt. Dafür geben sie Konzerte auf dem Festland, die nicht nur von den Festlandkorsen in großer Zahl besucht werden. So beispielsweise in Paris (2005 im Bataclan und 2006 im l’Olympia), in Marseille, Aix, aber auch im Baskenland, wo ein Livemitschnitt auf DVD, die bald erscheinen wird, aufgenommen wurde.

Diskographie
1975 : Eri, oghje, dumane
1976 : Libertà
1977 : Canti di a terra è di l’omi
1978 : A strada di l’avvene
1979 : Chjamu a puesia
1979 : Festa zitellina
1981 : Au théâtre de la ville (Live)
1982 : C’hè dinù
1993 : In Cantu (Best Of)
1995 : Sintineddi
1998 : Memoria
2001 : Rinvivisce
2003 : 30 anni – Giru 2003 (Live)
2005 : Bataclan 2005
2009 : Sparte

Deezer Playlist mit einigen der markantesten Titel ihrer Karriere

Hier geht es zur Homepage von CANTA

CANTA gestern
CANTA heute




Sintineddi di Gros_pirate



Montag, 21. März 2011




Gedicht der Woche: Immortelle auf Korsika

Im Winter grau, verschwommenes Grün, im Frühling, neue sprießende Blätter, beißend frischer Duft, im Sommer, in vollem Gepränge, sonnen gelbe Blütenpracht, betörender Geruch, würzig und rein, im Spätsommer vertrocknet von der brennenden Sommerpein, im Herbst in Regen und in feuchter Luft, immer noch aufsteigender, ätherischer Duft … Immortelle – unsterbliche, immerwährende Pracht … © Miluna Tuani

Samstag, 19. März 2011




Rezepte aus Korsika: Heute Scacce (Teigtaschen) gefüllt mit Mangold, Minze, Zwiebeln und Brucciu

Diese korsische Spezialität kann man warm oder auch kalt genießen: Als Vorspeise, als Apéritif-Häppchen auf einem Buffet, als kleine Hauptmahlzeit mit Salatbeilage – den Ideen sind keine Grenzen gesetzt!

Scacce mit Mangold, Minze, Zwiebeln und Brucciu
Zutaten für ca. 6 Personen




Für den Teig

500 g Weizenmehl
1 TL Trockenhefe
2 EL Olivenöl
1 Ei
1 kleines Glas lauwarmes Wasser
Salz und Pfeffer

Für die Füllung

1 Staude Mangold
2 große gehackte Zwiebeln
1 Bund frische, gehackte Minze
1 gehackte Knoblauchzehe
Olivenöl zum Anbraten
Salz und Pfeffer
1 Brucciu (500 g) (auch Feta oder Ricotta in der selben Menge)

Zubereitung des Teiges
Das Mehl mit dem Öl und dem Wasser vermischen, das Ei und die Trockenhefe hinzugeben, gut verrühren und salzen. Mit der Hand zu einem festen elastischen Teig kneten und eine Kugel daraus formen. Eine Stunde ruhen lassen.

Zubereitung der Füllung
Währenddessen den Mangold waschen, in feine Lamellen schneiden, in kochendem Wasser ca. 5 Minuten blanchieren, abgießen, abschrecken und gut ausdrücken. Das Olivenöl erhitzen, die gehackten Zwiebeln und den Knoblauch darin anschwitzen. Die Blättchen der gewaschenen, feingehackten, frischen Minze zugeben. Mangold zufügen und so lange dünsten, bis die ganze Flüssigkeit verdampft ist. Salzen und pfeffern. Die Füllung abkühlen lassen. Wenn sie abgekühlt ist, den Frischkäse vorsichtig unter die Füllung mischen und in einem Sieb gut abtropfen lassen.

In der Zwischenzeit den Teig bearbeiten: Dazu die Arbeitsfläche gut ausmehlen, damit der Teig nicht klebt. Den Teig ca. 3 mm dick ausrollen und mit einem Teigtaschenformer oder einem ähnlichen Utensil Kreise (ca. 10 cm Durchmesser) ausstechen. Je einem gehäuften EL Füllung in die Mitte der Kreise geben. Die Teighälfte zu einer Teigtasche zuklappen, dabei vorher die Enden mit einem verquirltem Eigelb bestreichen, zukleben und die Teigtasche von Außen mit ein wenig verquirltem Eigelb bestreichen. Auf ca. 200 °C etwa 20 Minuten im Ofen backen. Bis sie braun und knusprig sind. Heiß oder kalt mit oder ohne Salatbeilage servieren und genießen!

Guten Appetit und viel Spaß beim Nachkochen!





© Miluna Tuani

Freitag, 18. März 2011




Mein Gedicht zum Roman: Radighje di a speranza – Wurzeln der Hoffnung

Heute möchte ich Ihnen den Text zu einem meiner Lieder vorstellen, das ich noch vor dem Roman geschrieben habe. Es heißt wie der Roman « Radighe di a speranza » (dt. Wurzeln der Hoffnung) und behandelt dieselbe Thematik.


Zu viele Männer sind gefallen
im Kampf gegen das Unrecht

Zu viele Brüder sind gefallen
im Kampf um Gerechtigkeit
im Kampf für die Freiheit

Zu viele Freunde sind gefallen
dort wo sich das Unrecht zentralisiert
werden sie Terroristen genannt

Zuviele Söhne sind gefallen,
wir, ihre Mütter, Frauen,
Schwestern, Kinder,
intonieren unsere Lamenti und Voceri
für die Opfer des Verrats

Früchte, Blüten, Blätter
sind gefallen,
der Stamm des Lebensbaumes gefällt,
doch unsere vereinigten Tränen,
werden zum Ozean der maltretierten Seelen
unserses Volkes

sie werden zu Regen
bewässern den fruchtbaren Boden
unserer heiligen Erde,
in der noch immer die Wurzeln liegen,
tief verborgen und geschützt
vor der Zerstörung
so werden erneut Triebe wachsen
voller stolz und voller Erhabenheit
gestärkt und genährt
durch die Wurzeln der Hoffnung,
gedeihend
zu einem neuen Lebensbaum

© Miluna Tuani, April 1994

Donnerstag, 17. März 2011




Astreyah BAND I: « Die gestrandeten Töchter Eleysions »

Diese Romantrilogie ist an dem Ort entstanden (siehe auch meine zwei vorangehenden Posts „Das Geisterdorf bei Ghisoni und „Die Mönchssekte der Ghjuvannali ») an dem sich nach historischen Quellen ein grausames Massaker abgespielt hat. Die historische Basis ist in meine Trilogie mit eingeflossen, wurde jedoch nicht zum Kern der Handlung.

Astreyah BAND I: « Die gestrandeten Töchter Eleysions »
Exposé

Eine Gruppe von Bewohnerinnen des Planeten Eleysion strandet mit ihrem Raumschiff auf dem Planeten Terra – im Mittelmeer auf einem Hochplateau – im Herzen der Insel Korsika, ungefähr siebenhundert Jahre vor unserer Zeitrechnung.
Während die Gestrandeten Ihre Suche nach einem seltenen Quarz beginnen, den sie im Herzen des anliegenden Bergmassives geortet haben, sind sie gezwungen sich eine Bleibe zu errichten. Den Quarz benötigen sie, um die beim Absturz beschädigte Steuerzentrale ihres Raumschiffes zu reparieren.
Einige korsische Banditen stoßen auf die Gruppe der Außerirdischen, als sie sich auf der Flucht, gejagt von Milizen, in den Gebirgshöhen in tiefer wilder Maquis verstecken wollen.
Die Banditen erliegen schnell dem Zauber der außergewöhnlichen Anmut und Schönheit der feenhaften, weiblichen Wesen. Sie bieten den flüchtigen Korsen ihren Schutz an und versprechen ihnen, ihnen mit ihren übernatürlichen Fähigkeiten zu helfen. Die Banditen erklären sich ebenso bereit, hart mit anzufassen, um den Gestrandeten zu ermöglichen, sich für die notwendige Zeit hier anzusiedeln. Die beiden Banditen sammeln weitere Männer um sich. Unter anderem auch eine Gruppe der letzten Sektenmitglieder die den gehetzten «Ghjuvannali» angehören. Diese helfen ihnen in kurzer Zeit mehrere Häuser aus den Steinblöcken der nahen Steinbrüche auf einer Hochebene zu Fuße der zwei Berggipfel zu erbauen.
Zu selber Zeit schicken die Außerirdischen alle unerwünschten Besucher, die auf dem Plateau in dem neuen Dorf bei ihnen ankommen und nicht mit ihnen kooperieren wollen, in die eröffnete Miene, um nach den notwendigen Quarzen suchen. Sie programmieren deren Gehirne, wodurch sie vergessen wer oder was sie vorher waren und nun zufrieden und ohne Bedenken an dem Dorfleben teilnehmen. Aber auch viele andere Bewohner des Kantons von Ghisoni gesellen sich freiwillig zu ihnen. Frauen wie Männer: Hirten, Bauern, Handwerker, Musikanten, Gaukler und Heilkundige. Menschen, die wie viele andere den derzeitigen Lehnsherren sehr fürchten, in dessen Ungnade gefallen und auf der Flucht sind.
Dieser Feudalherr herrscht grausam über seine bis zu den Zähnen bewaffneten Festung und den Ländereien im Umfeld. Seit langen Jahren beutet er die armen Leute unerbittlich aus, die ihn verachtend den « tyrannischen Blutsauger Ghisonis » nennen. So schließen sich immer mehr Menschen der neuen Kommune (Paese Nouvu) an, in der sie Freiheit, Harmonie, Frieden, Liebe und Nahrung im Übermaß finden. Dem Lehnsherrn bleibt nicht verbogen, dass mehr und mehr seiner Leute fehlen, die normalerweise seinen Hofstaat mit Diensten, Nahrung, Medikamenten und Lustbarkeiten beliefern. Die harmonische Existenz ist gefährdet, da der Lehnsherr nicht ertragen kann, das mehr als die Hälfte seines Hofstaates in den Bergen auf dem Hochplateau in der « Neuen Kommune », wie sie genannt wird, verschollen geht. So bereitet er einen bis zu den Zähnen bewaffneten Feldzug im Überraschungsangriff gegen die Gruppe von Gestrandeten vor, um seine Leute aus der Magie dieses Ortes zu befreien …

Die Fortsetzung von Band I, Band II und Band III sind in Überarbeitung



Herzlichst,
Ihre Miluna

© Miluna Tuani

Mittwoch, 16. März 2011




Die Mönchssekte der Ghjuvannali

Die Mönchssekte der Ghjuvannali wurde im Jahre 1384 in Carbini (Alta Rocca), im Süden der Insel gegründet. Sie wurde u.a. von dem Franziskanermönch Ghjuvanni Martini geleitet.
Zu jener Zeit war die Insel von Hungersnot, Elend und Krankheit heimgesucht, von Ausbeutern und Ausgebeuteten.
Die Mönchssekte machte sich schnell Feinde, da sie sich weigerte Steuern zu zahlen, um den Prunk der reichen Herrscher zu untertreiben. Die Ghjuvannali hielten sich vor allem im Süden der Insel versteckt, hatten aber auch eine Hochburg im Norden der Insel, in der Alisgiani-Gegend. Von dort aus verbreiteten sie ihre Thesen:
Ihre soziale und religiöse Doktrin basierte auf der Armut und der Schenkung. Das bedeutete für sie, dass sie keine Güter besitzen durften und alles Erstandene mit den anderen teilen mussten. Sie legten sich Bußfertigkeiten auf und praktizierten die Selbstkasteiung, lobpreisten Selbsterniedrigung, Einfachheit sowie Gewaltlosigkeit und verzichteten auf das Sakrament der Heirat.
Wichtige Regeln der Ghjuvannali waren beispielsweise das Verbot Menschen, vierbeinige Tiere und Vögel zu töten sowie zu fluchen. Außerdem mussten sie sich der Arbeit verpflichten.

Sie lehnten es ab sich von Tierfleisch, Fetten und Milchprodukten zu ernähren, da sie daran glaubten, dass sich in den Tierkörpern die Seelen verstorbener Menschen aufhielten. Wer ein Tier tötete, um sich damit zu ernähren, begab sich also in der Gefahr, einen Mord an einer Engelsseele zu begehen, die in einem Tierkörper Zuflucht gesucht hatte. Auch war es ihnen verboten gegorene Getränke (z. B. Wein) zu trinken.

Nach der These von Alexandre Grassi im Jahre 1866, waren die Ghjuvannali oder Giovannali korsische Katharer, die sich von den Franziskanern und den Fraticelli abgespalten hatten.

Der Begriff Katharer steht für die Anhänger einer christlichen Glaubensbewegung die sich ab dem 12. Jahrhundert bis zum 14. Jahrhundert vornehmlich im Süden Frankreichs, aber auch in Italien, Spanien und Deutschland verbreitete.
Aus diesem Grund wurden die theologischen Standpunkte der Ghjuvannali als absurd und sogar als diabolisch von den Oberhäuptern der Kirche betrachtet.
Für die römisch-katholische Kirche stellten sie eine gefährliche und völlig neue Bedrohung dar, da sie erstmals in Europa den Versuch gemacht hatten, eine Gegenkirche zu etablieren und es ihnen regional auch gelungen war. In den Augen der Päpste galt die kathartische Bewegung als Häresie. (Dies ist eine Lehre, die im Widerspruch zur Lehre einer christlichen Großkirche steht und beansprucht, selbst die Wahrheit richtiger zum Ausdruck zu bringen)

Deswegen ließ der damalige Papst die Ghjuvannali (fast 20 000 bis 30 000 Menschen) mit einer Armee bewaffneter Soldaten auf der Insel verfolgen und ausmerzen.

Der Benediktiner Urban V. erhielt die Exkommunikation aufrecht und sendete einen Legaten nach Korsika. Dieser bischöfliche Kommissar, der von den örtlichen Feudalherren geschützt und unterstützt wurde, organisierte einen heiligen militärischen Kreuzzug in der Gegend von Carbini und an der Ostküste. Im Namen der Kirche wurden von 1363 bis 1364 in Carbini, Alisgiani, Ghisoni und in anderen Dörfern zahlreicher Ghjuvannali massakriert, Frauen, Kinder, Greise und andere Unbewaffnete eingeschlossenen. Manche ließen sich ohne Widerstand abstechen, um zu beweisen, dass ihr Glaube sie stark und mutig machte und sie niemals darauf verzichten würden.

Die letzten Ghjuvannali starben auf grausame Weise als Martyrer bei Ghisoni, am Fuße der Berge Kyrie Eleison und Christe Eleison:

Die letzten sechs Ghjuvannali wurden bei lebendigem Leibe dort verbrannt, nachdem die Armee der Ketzerjäger alle Bewohner des Dorfes (das Geisterruinendorf aus meiner Anekdote!) in dem sie sich versteckt hielten, niedergemetzelt hatte.

Der Legende nach sollen sie in ihrer Agonie ihren Gott angerufen und die Worte Christi und Kyrie Eleison in den Himmel geschrieen haben. Ihre Schreie hallten gespenstig als Echo von den beiden dahinter liegenden Bergen wieder. So hat man diese Berge Christi und Kyrie Eleison genannt.
Man erzählt auch, dass aus den Scheiten und den Flammen die die Körper verschlangen, je sechs weiße Tauben aufstiegen und in Richtung der Berge flogen

… dies war eine der dunkelsten Seiten der Geschichte Korsikas …

Die korsische Kultgruppe Canta U Populu Corsu (sie wird in einem weiteren Post vorgestellt) hat ein Lied zum Thema der Ghjuvannali geschrieben, welches sie in ihrem Album „Rinvivisce » veröffentlicht hat. Hier geht es zum Video

Übersetzung des Refrains aus dem Lateinischen:

Dies iræ, dies illa,
Solvet sæclum in favílla,

An diesm Tag des Zorns,
nur an diesem Tag da
Wo die Welt in Asche reduziert sein wird

Herzlichst,
Ihre Miluna

© Text Miluna Tuani
© Photos: Wikipedia

Quellen: Wikipedia, Le village de Ghisoni, Alta Rocca, Carbini, le Couvent d’Alisgani

Dienstag, 15. März 2011




Anekdoten aus Korsika: Das Geisterdorf bei Ghisoni

Vor einigen Jahren starteten wir zu unseren alljährlichen Sommerwanderungen ins Inselinnere.
Ich hatte diese Tradition auch in meiner kleinen Familie beibehalten. Meine beiden Jungs waren schon gut an die Berge gewöhnt, liefen und kletterten ohne zu straucheln; mein Töchterchen wurde teils von mir teils von ihrem Vater auf dem Rückenkindersitz getragen oder im faltbaren Buggy hinter uns her gezogen – sofern es der Weg zuließ. Unser treuer Familienhund Charissi (eine Mischung aus Jagdhund und belgischem Schäferhund) folgte uns brav und passte auf, dass uns niemand zu nahe kam. Jeder hatte seinen Rucksack mit Proviant und allem Notwendigen ausstaffiert und so marschierten wir jedes Jahr ca. eine Woche durch die Berge.

In diesem Jahr hatten wir uns vorgenommen, das verlassene Hirtendorf bei Ghisoni zu besuchen. Der Weg führt an dem verlassenen Minendorf nahe der Mine Finosa vorbei in die Höhen des wunderschönen Gebietes zu Füßen des Kyrie Eleison. Zirka 3 km vor dem Dorf Ghisoni muss man eine Brücke über den Fiumorbufluss überqueren.

Der Sommer 2003 war ein extrem heißer Sommer, so dass ständig von allen Seiten Blindschleichen von enormer Größe aus der Maquis krochen. Panisch überquerten sie den Weg oder fielen von den Bäumen, da viele badefreundliche Besucher dieses Ortes die Ufer des Flusses belagerten und mit ihrem Lärm und Bewegungen die armen Tierchen in ihrer Ruhe störten. Ab und zu hörte man einen grellen Schrei vom Ufer her, da schien mal wieder eine unwissende Person zu glauben, einer Schlange begegnet zu sein. Doch bekanntlich haben Blindschleichen keine Beiß- oder Giftzähne, nur einen verzahnten Gaumen, wie Eidechsen oder Schildkröten, aber die Grossen sind wahrlich erschreckend!

Wir hatten schon ein halbes Stündchen ansteigenden Weg hinter uns, als wir an eine Biegung kamen und die Kinder anhalten wollten, um riesige Brombeeren zu sammeln. Die waren hier so süß und saftig, und groß wie Haselnüsse. Also hielten wir im Schatten eines Kastanienbaums an und sammelten eifrig die leckeren, wilden Früchte. Dabei folgten wir einem kleinen Pfad, der uns an einigen verfallenen Hauserruinen vorbeiführte, bis zu einem verwucherten Platz in dessen Mitte eine Platane stand. Auf der rechten Seite entdeckten wir einen alten Holzsteinofen, darüber hinaus ragten dunkel die Ruinen der einstmals hohen Steinhäuser auf. Das war ein Ruinendorf, aber nicht das Hirtendorf, welches wir besuchen wollten. Wir schauten uns um, die Jungs kletterten mit ihrem Vater überall rum und ich setzte mich mit meinem Töchterchen unter die Platane.

Auf einmal fühlte ich mich eigenartig, mir lief ein Schauder über den Rücken und das bei der Hitze! Ich hörte Geflüster um mich herum, wie Stimmen die von Weitem kamen. Ich rief nach den meinen. Sie antworteten, sie seien im oberen Teil und schauten sich noch ein wenig um, Charissi sei mit ihnen. Irgendwie spürte ich Unwohlsein, ein weiterer Schauer lief durch meinen Körper. Ich hatte den Eindruck hinter mir stände jemand. Ich schaute mich um, sah aber nichts und niemanden. Ich sah eine Gänsehaut an meinen Armen hoch und runter laufen und fühlte dann ein eigenartiges Stechen im Kopf. Ich atmete tief durch, nahm mein Töchterchen auf den Arm und rief nach meiner Truppe. Sie antworteten, dass sie bis zur Miene gehen wollten, dessen Eingang sie schon von weiten sahen.

Mir wurde immer mulmiger und auf einmal sah ich ein waberndes Flimmern vor meinen Augen – am Eingang der Hausruine mir direkt gegenüber … Mein Töchterchen schlief in meinen Armen, also wollte ich es nicht durch irgendeine panische Bewegung wecken … ich blieb wie erstarrt sitzen und schaute auf die Erscheinung. Es war eher eine Lichtform, als eine Gestalt, doch ich vernahm Geräusche und wieder Stimmen in meinem Geist: „Nimm Papier und Feder und schreib, was ich dir eingebe“, hörte ich die Stimme sagen.

Ich rieb mir die eiskalte Stirn und den Kopf, doch dann nahm ich meinen Block zur Hand, meinen Kugelschreiber und begann zu schreiben … Das war ja nicht das erste Mal, dass ich eine Eingebung hatte, aber diesmal war es irgendwie unheimlich. Ich schrieb und schrieb und schrieb, dann auf einmal fielen mir der Stift und der Block aus der Hand und ich verfiel in einen wirren traumartigen Zustand.

Ich sah Bilder, ich sah dieses Dorf, Männer, Frauen, Kinder, die es belebten. Es schien später Nachmittag zu sein. Auf einmal ertönte ein Riesengeschrei. Berittene und Bewaffnete stürmten mit Lanzen und Feuerwerfern den Dorfplatz, griffen die fliehenden Dorfbewohner an, stachen alle und alles nieder was lebte, metzelten Kinder, Frauen und Tiere ab, dann steckten sie alles in Brand. Die noch Lebenden verbrannten bei lebendigen Leib und ihre Schreie hallten in den beiden Bergen hinter dem Dorf grausig wieder.

Anscheinend wachte ich durch meinen eigenen Schrei auf. Ich zitterte, schwitzte und mir war schwindlig, da sah ich meine Drei vom Seitenpfad herüberkommen.«Was ist mit dir, du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen!» rief der Vater meiner Kinder.«Ich glaube, d-das habe ich auch. Ich möchte hier weg, hier ist irgendetwas Fürchterliches geschehen. Lasst uns aufbrechen, hier gibt es Seelen in Unfrieden, ich spüre es, sie haben versucht mich zu kontaktieren und es war überhaupt nicht angenehm. Also wir brechen auf!» – «Und was ist mit unserer Wanderung zum Hirtendorf?» «Wir müssen hier weg, kommt, ich spüre, dass hier Gefahr lauert…»

Alle drei schauten mich bedenklich und ungläubig an, aber akzeptierten meine Warnung. So machten wir uns auf den Rückweg, als wir mit Entsetzen feststellten, dass Charissi fehlte. Wir riefen ihn, wir suchten ihn, doch nichts und nirgendwo eine Spur.In mir stieg Panik auf, wir konnten ihn doch hier nicht zurücklassen? Also warteten wir noch ein wenig und suchten weiter.


Nach einigen Stunden wurde es dunkel, so beschlossen wir runter zum Auto zu wandern und dort zu übernachten. Morgen wäre er sicher zurück gekommen. Scheinbar hatte er eine Spur von einem Wildschwein, oder einer wilden Katze oder sogar einem Mufflon gewittert, der er gefolgt war. Meine Lieben wollten mich damit beruhigen, aber mir war sehr unwohl, da er das noch nie gemacht hatte.
Dann wieder am Auto bereiteten wir eine kleine Malzeit vor und als die Kinder schliefen, ging ich im Schein der Taschenlampe meinen Text durch, den ich wie in Trance dort oben geschrieben hatte. Ich glaubte meinen müden Augen nicht, da lag vor mir ein komplettes Exposé, sagen wir mal, einer Fantasy Si Fi Story in drei Teilen. Ich war mehr als erstaunt … legte das aber beiseite, da ich mich so sehr um meinen Charissi sorgte und kein Auge zu tun konnte. Ich beobachtete aus dem Fenster heraus den schwarzen klaren Sternenhimmel und mein Auge fiel auf ein flimmerndes Sternchen gen Südosten, das auf einmal in einem Ring zu explodieren schien. Hatte ich da etwa gerade eine Supernova gesehen? Wie ich später aus astronomischen Zeitschriften erfuhr, hatte sich wirklich eine in diesem Bereich ereignet und es war mehr als selten, dass ich sie mit bloßem Auge beobachtet hatte. Meine erste und einzige Supernova!


Ich schlief dann scheinbar doch noch ein, wachte aber am frühen Morgen schweißgebadet von weiteren Alpträume auf. Nach einem kurzen Frühstück wollten wir uns gerade aufmachen Charissi zu suchen, da kam er uns entgegen gelaufen. Ich erkannte ihn fast nicht wieder. Er wirkte völlig ausgelaugt, abgemagert, wie leer, mit verwirrten ins Leere starrenden Augen, die Zunge lang heraushängend, hechelnd und speichelnd. Er erreichte mich und ehe ich ihn noch in die Arme schließen konnte, fiel er leblos auf die Seite, atmete noch einige mal schwer seufzend und hauchte dann sein Leben in meine Armen aus.
Ich war vor Schmerzen wie gelähmt und stand unter Schock. Ich glaubte einfach nicht, was da eben passiert war. Tausende Gedanken surrten mir ihm Kopf herum, dann sagte ich wie in Trance: „Die haben ihn geholt, um eine ihrer irrenden Seelen zu befreien…“

Man starrte mich aus acht Augenpaaren bedenklich an. Die Kinder weinten, ich auch, dann beschlossen wir, ihn dort oben im Dorf zu bestatten, in einem der Häuser gab es so eine Art Außenkellerverschlag. Man brauchte ihn nur zumauern mit Steinen und er hätte ein Grab wie das eines Pharaonen, auf Ewigkeit, das er redlich verdient hatte.
Ich ließ es die Jungs mit ihrem Vater erledigen; ich wusste, dass keine Gefahr mehr da oben lauerte … fühlte mich aber nicht in der Lage, daran teilzunehmen …

Erst fünf Jahre später bin ich das erste mal an diesen Ort zurück gekehrt und habe das erste Mal Charissis Grab gesehen. Ein buschartiger Baum war davor gewachsen, seine letzte Ruhestätte schien unberührt zu sein und der Ort war still und friedlich. Ich spürte keinerlei negative Vibrationen mehr … doch der Schmerz meinen geliebten Charissi dort verloren zu haben, saß noch immer tief.
Wir setzten dann unseren Weg zum verlassenen Hirtendorf fort: Dort oben war es idyllisch, ich spürte keine verirrten Geister und wir verbrachten dort auch die Nacht. Aber es begann so zu gießen, das wir in den Zelten schwimmen konnten, also irgendwie blieb diese Gegend unangenehm, unzugänglich, abweisend…… scheinbar, weil dort zu viel unschuldiges Blut vergossen wurde …

Das ist eine wahre Geschichte, wer es nun glauben mag oder nicht. Ich war schon immer medial veranlagt, habe mit braven Seelen kommuniziert, aber eine solch verirrte, verwirrte und zerstörerische Seele ist mir nur einmal begegnet und ehrlich gesagt, möchte ich so einer nie wieder begegnen …

Im selben Jahr lernte ich eine Person kennen, (sie war auch medial veranlagt) und wir kamen auf diesen Ort zu sprechen. Noch bevor ich ihr erzählte, was ich dort erlebt hatte, berichtete sie mir, dass an diesem Ort viele Personen außergewöhnliche Wahrnehmung gehabt hatten und kurz darauf jemand aus ihrem nahen Familien- oder Bekanntenkreis verstorben war. Sie erklärte mir, dass dies die irrenden Seelen der damaligen Dorfbewohner seien, die von der Armee des damaligen Lehnsherrn im Namen der Kirche und seinen Lakaien abgemetzelt und bei lebendigem Leibe verbrannt wurden, da sie angeblich gesuchte Ketzer in ihrem Dorf versteckt hielten….
Charissi war eben mein und unser Schutzgeist gewesen. Er hatte sich geopfert, um uns zu bewahren, das hatte ich jetzt endlich verstanden.
Später arbeitete ich dann das Exposé meiner neuen Trilogie aus, das also auf historischen Fakten basiert, dann aber ins Fantasy-Si-Fi Genre umschlägt. Bis heute ist es mir nicht gelungen, die Trilogie vollständig zu überarbeiten. Das Urskript liegt immer noch da und die gesamte Fassung ist in meinem Kopf, irgendwo in meinen grauen Zellen untergebracht.
Muss ich erst dort wieder hoch, um sie endgültig aufzuschreiben? Bei diesem Gedanken läuft es mir trotzt allem immer noch eiskalt den Rücken hinunter …


In einem weiteren Post stelle ich Ihnen das Exposé zum ersten Teil meiner Trilogie vor, das „Astreyah – die gestrandeten Töchter Eleysions“ heißt und in der Vergangenheit spielt. Der zweite Teil trägt den Titel „CorsicAtlantide“ und spielt in der Gegenwart. Der dritte Teil nennt sich „Astreyah, auf der Suche nach dem Ende einer langen Reise“ und spielt weit in der Zukunft.

Herzlichst,
Miluna

© Miluna Tuani

Montag, 14. März 2011




Anekdoten und Reiseerinnerungen aus Korsika: Fast zum dritten Mal schiefgegangen Wochenthema: Das Plateau di Coscione

Es war Anfang März 1993, ich hatte mich mit einer Freundin auf nach Korsika gemacht, und ich beschloss, ihr das Plateau di u Coscione von Quenza aus zu zeigen, da sie es noch nicht kannte…

Die Strasse bis zur Bergerie von Buchinera war frei geräumt, aber links und rechts auf den Bergen lag noch oder schon wieder Schnee, so auch auf der Piste, die durch das Coscione führte und die Hochebene war noch immer weiß zugedeckt.

Die Sonne kam ab und zu durch, aber es war eher wolkig, als klar.
Wir machten uns auf die Wanderung, unser Ziel war, das so genannte galaktische Tor zu durchqueren: Zwei Torpfleiler, die wir so getauft hatten, und von denen man einen ausgezeichneten Blick zum Castellu di Urnucciu hat, den wir den Sonnetempel genannt haben.

Nach einer Stunde ziemlich beschwerlichen Weges, denn wir sanken tief im Schnee ein und hatten die Hosen bis zu den Knien durchgeweicht, begann ein eiskalter Wind zu wehen und es fing an zu nieseln. Meine Freundin hatte die Wanderschuhe voll von Schnee und Matsch und begann sich ernsthaft zu beschweren. Sie entschied sich, zurückzugehen, um im Auto auf mich zu warten. Sie verstand, dass dieser Marsch für mich wichtig war und was die Erinnerungen an diese alljährige Wanderung bis zu diesem Ziel für mich bedeuteten: das Geschehene zu akzeptieren. Mein Vater war im Juli desselben Jahres nach kurzer schwerer Krankheit verstorben und ich ging nun alle unsere gemeinsamen Wege ab, um sie in Zukunft alleine weiter gehen zu können.

Die Hochebene Plateau di Coscione. Foto: Jean-Jacques Mattei/Flickr

Sie kehrte also zum Auto zurück und ich setzte meinen Pilgermarsch fort. Ich versicherte ihr, dass ich vor Anbruch der Dunkelheit zurück sei, und stakte weiter durch den hohen Schnee, bis hin zu meinem Ziel. Der Weg schien im Schnee viel länger und ich hatte mehr Zeit gebraucht als vorhergesehen. Die Sonne neigte sich fast dem Untergang zu. Nachdem ich dann endlich das „galaktische Tor » erreicht hatte, ruhte ich mich kurz aus, machte mich aber anschliessend schnell auf den Rückweg, den Castellu d’Urnucciu vor mir, unseren Sonnentempel, der jetzt von dicken grauen Wolken umgeben war, die sich als Dunst auf die weiße Hügellandschaft niederlegte. Ich nährte mich noch ein wenig in seine Richtung um einige Fotos zu schießen, dann durchquerte ich die Ebene vor ihm, parallel zur verschneiten Piste.

Die verschneite Hochebene Plateau di Coscione. Foto: Jean-Jacques Mattei/Flickr


Ich kam aber nur langsam voran, da hier der Schnee noch unberührt war. Ich bemühte mich zügig voran zu staksen, und nahm mir vor, wieder auf die Piste zu gelangen. Ich hatte dabei den Blick auf meine Füße gerichtet, als ich auf einmal feststellte, dass dichter Nebel aufkam, so dicht, und so schnell, dass ich nicht mehr mal meine Beine noch meine Hand vor Augen sah. Er war weißlich grau, undurchdringlich, ich konzentrierte mich, um mich zu orientieren. Ich entschied, meinen Schritten zu folgen, um dann wieder die Piste zu erreichen, doch da begann es auch noch zu schneien. So schnell fielen die Flocken, und so dicht, dass sich meine Fußstapfen schnell mit Schnee anfüllten, und die Spur in kürzester Zeit verschwommen, sprich nicht mehr sichtbar war.

Ich geriet zwar nicht in Panik, aber ich lief in Kreisen, und begriff schnell, das ich jede Orientierung verloren hatte: ich sah nur grau und weiß um mich herum, meine Füße waren wie taub von der Kälte und der Feuchtigkeit, meine Hände eisig, ich wusste, dass ich nicht stehen bleiben durfte, aber auch nicht zu weit in eine falsche Richtung gehen sollte, sonst würden mich heute Nacht die Wildschweine und Füchse verspeisen…

Was tut man nun in einer solchen Situation? Eine Unterschlupf suchen? Hier gab es nur große runde Steinsbrocken, kaum eine Höhle, Bäume gab es auch nicht, Buschwerk, ja, vielleicht hoch genug um sich darunter zu verstecken und auf besseres Wetter zu warten, aber für wie lange?

Der Wind brauste mir eisig um die Ohren, die Schneeflocken wurden immer größer, das marschieren fiel mir immer schwerer.

Ich hatte große Lust mich hinzusetzen um etwas auszuruhen, aber meine innere Stimme hielt mich an weiter zu marschieren. Der Nebel blieb dicht.

Ich lief in eine Richtung, aus der ich glaubte, Plätschern eines Baches gehört zu haben und hoffte, dass dieses der Bach sei, der die Piste überquert. Doch die Enttäuschung war groß, es war ein weiteres Pozzine, in dem das Wasser vor sich hinsprudelte, aber unter dem Schnee verschwand. Ich trank ein wenig Wasser, das einen starken moosigen Geschmack hatte, aber meine trockenen Lippen befeuchtete. Und da ließ ich mich fallen, setzte mich im Schneidersitz vor dem Pozzine und blieb so eine Weile harren, um mich auszuruhen…

Mir kamen und gingen wirre Gedanken. Wie oft hatte ich mir gewünscht, hier an diesem Ort für immer bleiben zu können, aber nun eine Chance hatte sich mir bisher geboten: die Heirat mit dem Hirten aus dem Nordwesten des Coscione, (siehe meine Anekdote « Fast zweimal schief gegangen« ), und nun hatte ich das zweite Angebot des Schicksals: als gefrorenes Fossil unter einer dichten Schnee- und Matschdecke zu enden. Ich fühlte mich schlapp, ausgelaugt und ohne Motivation, wie schon paralysiert von der Kälte, die immer mehr in meinen Organismus kroch, scheinbar schien sie bald beim Gehirn angekommen zu sein…

So musste man sich im Nichts fühlen, oder im All, nur das es dort schwarz ist, und die Schwerelosigkeit einen schweben läßt. Hier im feuchten, kalten weiß fühlte ich mich schwer…erstarrt zu einer Eisstatue…

Ich fragte mich, ob mich der Hirte verflucht hatte, da ich abgelehnt hatte, sich mit seinem Sohn zu verheiraten. Mich und auch meinem Vater, der ganz plötzlich krank wurde und so schnell verstorben war, dass ich es zu diesem Zeitpunkt noch nicht begreifen konnte…

Meine Gedanken wurden nun auch von einer beißenden Kälte umhüllt, und ich spürte wie mir der Kopf nach vorne überfiel.

Doch scheinbar hatte mich das Knacken im Nacken wieder aufgeweckt: ich hob den Kopf und öffnete träge die Augen, ich glaubte, eine Erscheinung zu sehen, mir schien, als sähe ich zwei runde orange Lichter vor mir, die sich in meine Richtung bewegten, ein tosender Lärm erreichte meine eiskalten Ohren, und ich versuchte zu erkennen, was da scheinbar auf mich zukam.
Iich erkannte die Umrisse eines Geländefahrzeuges, nun Traum oder nicht, ich erhob mich mühevoll, meine Gelenke waren wie eingefroren und ich schleppte mich in Richtung des Gefährts, dass auf einmal vor mir stehen blieb, und seine Scheinwerfer auf mich richtete.

Es hatte aufgehört zu schneien, und der Nebel war ein wenig durchsichtiger geworden. Ich nährte mich dem Gefährt und stellte fest, dass es ein Geländewagen war, in dem zwei Personen saßen. Eine Tür sprang auf, und zwei Männer in Jägerkleidung schauten mich erstarrt an: «Was machen Sie denn hier, mitten im Schnee?» – «Ich war auf Wanderung, doch der Nebel hat mich erwischt und ich habe die Orientierung verloren, fahren sie zufällig zur Buchinera, ich habe dort meinen Wagen stehen und meine Freundin wartet dort auf mich! Hat sie sie geschickt um nach mir zu suchen?» – «Ah, nein, kommen sie, steigen sie ein, sicher, wir bringen sie zur Buchinera. Wir sind auf Wildschweinjagd, wir haben da ein enormes Tier erlegt, wir kommen von der Croce, aber bitte, kein Wort zu niemandem. Sie wissen doch sicher, das es hier verboten ist zu jagen? « – « Ja weiß ich, natürlich werde ich nichts sagen, und danke sehr!» – Ich kletterte in den hohen Geländewagen, ließ mir erschöpft in den Rücksitz fallen, war aber wirklich erleichtert… Ich war gerettet dank der Wilderer…
Sie jagten ihren Geländewagen gekonnt über die schneebedeckten Flächen und dann stießen wir wieder auf die alte gute Piste.

Kurz bevor wir an der Buchinera ankamen, entdeckten wir einige Personen auf der Piste, die sich umschauten und laut in die Stille jemanden riefen. Meine Freundin hatte anscheinend Hilfe gefunden, und nun hatten sie sich auf meine Suche gemacht.

Ich bat meine Retter, anzuhalten und sie aufzunehmen. Und da gab es noch eine Überraschung, die Leute, die meine Freundin begleiteten, waren langjährige (Korsika-) Freunde von mir, die auch fast jedes Jahr auf die Insel kommen, aber schon zwei Jahre nicht mehr hier gewesen waren. Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, auf einmal waren sie da! Das war alles wie in einem schlechten Alptraum, aber mit Happy End, so außergewöhnlich.

Als wir sie erreichten, blieben meinen Freunden ebenso die Augen weit offen stehen: sie hatten anscheinend nicht gewusst, dass ich es bin, nach der sie suchten. Als meine Freundin sich zu Fuß auf die Suche gemacht hatte, war sie auf meine anderen Freunde gestoßen, die sich gerade auf die Wanderung machten. Sie hatte sie angeheuert, zusammen mit ihr nach mir zu suchen …

Die Begrüßung war mehr als herzlich. Doch meine Freundin schimpfte auf mich ein, wie ich es wagen konnte, sie so lange im Auto allein zu lassen. Ich erzählte was mir passiert war und ich versuchte sie zu beruhigen, was noch eine Weile dauerte bis es mir gelang.
Anschließend fuhren dann alle zusammen runter ins Dorf Quenza. Um die Rettung und unser Wiedersehen zu feiern, kehrten wir dann im Ort ins Restaurant ein, wärmten uns am Kaminfeuer und tranken guten Muskatwein. Auf dem Menue stand natürlich frischer Wildschweinbraten aus dem Coscione, der uns nach dieser Schockwanderung ausgezeichnet mundete.



Wir hatten auch meine Retter eingeladen, aber die wollten ihr eigenes Wildschwein schnell nach Hause transportieren…

Na, das war ja noch mal gut gegangen… solange mich immer mein Schutzengel begleitet, wird es wohl auch gut gehen…


Herzlichst,
Ihre Miluna

Sonntag, 13. März 2011




Jean-Paul Poletti, u.a. Autor-Kompositeur, und Sänger

Liebe Leser,

Heute möchte ich ihnen eine, sagen wir mal, korsische Musiklegende vorstellen, einen charismatischen Sänger, den wir viele Jahre lang auf seinen Tourneen als Zuschauer begleiteten, meistens nach einer unserer Bergwanderungen, in dem schönen wilden und archaischen Süden der Insel:
Jean-Paul Poletti, Autor, Komponist und Sänger.



Seit über dreißig Jahren lebt Jean Paul Poletti seine artistische und musikalische Karriere, die kaum einer anderen gleicht. Schon im Alter von 10 Jahren begann Jean Paul Musikstücke zu komponieren, die er mit seiner Gitarre begleitete. Bis 1974 bewies er sich als Meisterschüler in der berühmten Gesangsschule von Florenz, der Schola Cantorum, in den Fächern Chorleitung und Komposition.
1981 begann er seine musikalische Laufbahn als eine der führenden Stimmen und Songschreiber der legendären korsischen Gruppe Canta U Populu Corsu, mit der er die Revolte eines nach Freiheit und Gerechtigkeit schreienden Volkes unterstützte. Mit Canta U Populu Corsu stand er auch auf der Bühne der berühmten Konzerthalle l’Olympia in Paris zu dem Frühlingsmusik-Festival de Bourges.


Choeur Sartène – Olympia 16112007 di JelbyHN

Nebenbei arbeitete er 1974 als Gesangslehrer im Collège Saint-Paul in Ajaccio, dann 1986 in der nationalen Musikschule zu Bastia. Zwei Jahre später wurde er als Meister der Musikgesangsschule zu Sarténe benannt, die zur selben Zeit zum Zentrum Polyphonischer Kunst der Region Korsika deklariert wurde.
Viele Solokonzerte auf der Insel folgten, bei denen er seine neusten Kompositionen vorstellte. Als Meister des Einmannspektakels präsentierte er mit seiner Gitarre in der Hand seine stark emotionellen Lieder, mit seiner einmaligen, sagen wir mal, professionellen Tenorstimme, und seiner sympathischen und oft scherzhaften Art. Nur manchmal wurde er von einem Synthespieler begleitet.
1987 gründete er eine Gesangsschule in Sarténe und vor etwa 15 Jahren einen Männerchor. Den spätere „Chor von Sarténe“ führt er seitdem als Dirigent und Chorleiter an und seine Tourneen bringen ihn unter anderem auf das französische Festland und nach Europa, wo er seine profanen und polyfonen Kreationen vorstellt. Bei dem Festival «Fenice» in Venedig wurde sein Chor mit einer Neufassung eines Oratoriums aus dem 17. Jahrhundert Triumph gefeiert.



Poletti arbeitete weiter intensiv im Bereich der klassischen Vokalmusik und komponierte zwei Opern in korsischer Sprache, mit Costa Papadoukas, « Théodore von Neuhoff », später die « Cantata Corsica » nach dem Vorbild der italienischen Kantate.
Mit diesem Werk wurde er in die prestigereiche «Royal Academy of Music» in London als Ehrenmitglied aufgenommen. Seine Komposition « Messa Sulenna » wurde 2002 in der Oper von Lyon präsentiert und erntete großen Erfolg.

Etwa zur selben Zeit wurde er mit dem Preis der «Académie du Disque» 1989 für seine Kompostion « le Roi de Pierre » (der König der Steine) ausgezeichnet. Er nahm wie auch seine Kolleginnen Patrizia Poli und Patrizia Gatacecca, an den Kreationen der Gruppe « les Nouvelles Polyphonies Corses » teil und erntete einen enormen Erfolg und Anerkennung, vor allen Dingen 1992 bei der Eröffnungszeremonie der Olymischen Spiele von Albertville, bei der die Gruppe mit ihrem polyphonen modernen Gesang (Giramondu) ihr Debüt gab.

Heute kann man Jean Paul Poletti und seinem Chor im Sommer meist in Kirchen auf der ganzen Insel bestaunen, und auch wenn man nicht unbedingt Fan von weltlicher Musik ist, ist es ein einmaliges Erlebnis, ein Spektakel aus dem Zusammenspiel mystischer Stimmgestaltung!
Seine älteren Lieder und Meisterwerke gibt es noch in Plattenläden zu kaufen, und natürlich im Internet findet man Videos alter und neuer Aufnahmen, Hörbeispiele und Downloads.
Eins seiner schönsten Lieder für meinen Geschmack ist Mal’cunciliu, und Alcudina…

Hier noch ein paar Linktipps:
Jean-Paul Poletti: Das Album Messa Sulenna
Link zu einigen Originaltexten
Jean-Paul Poletti – Album mit korsischen profanen Gesängen, u.a. auch Alcudina

Herzlichst,

Ihre Miluna


Hier der Originaltext und meine Übersetzung von Mal’cunciliu
(“Uralter verkrüppelter und vom Blitz entstellter Kastanienbaum”)

Mal’cunciliu

Tù sì l’àlburu di lume
È ne veni da luntanu
Tù sì lu tonu è lu fiume
È Lesia chì canta pianu


Tù sì l’errante d’amore
Chì camina in la muntagna
Tù sì l’omu chì si more
Quandu fala l’ombra pagna


È quandu a notte ti porta
E voce di Torremorta
È chì u cantu di l’onda
Colla da a terra prufonda.


Tù sì l’àlburu di sognu
Scurticatu da lu ventu
Tù sì ànghjulu o demoniu
A carezza o lu spaventu.


Tù sì gioia o dulore
Ma cun tè mi maravigliu
Sò natu in lu to furore
Mal’cunciliu




Mal’cunciliu – Uralter verkrüppelter und vom Blitz entstellter Kastanienbaum

Du bist der Baum des Lichtes
Und deine Ursprünge kommen von Fern
Du bist wie der Donner und der Fluss
Und Lesia,
singt in deinem Schatten
eine sanfte Melodie
von den Irrewegen der Liebe
… welche in die Berge führen…


Du bist wie der Mensch
dem sich sein Leben zu Ende neigt
Wenn sich dichter Nebel niederlässt
und die Nacht ihn davonträgt
und der Gesang der Wellen
die das gesegnete Land überspülen


Du bist der Baum der Träume
entblättert vom Sturm
Du bist Engel wie Dämon
Die bist Schönheit wie
das Unheimliche in Person
Du bist Glück wie Schmerz
aber in deiner Nähe
fühle ich mich
wie im siebtem Himmel
unter deinem Zorn
bin ich geboren
oh du Mal’cunciliu


Übersetzung by Miluna Tuani




Sehenswürdigkeiten auf Korsika: Das Hochplateau von Coscione (2. Version)

Das Hochplateau von Coscione ist die größte Hochebene der Insel und besteht aus einer Reihe von mittelhohen Bergen und Hügeln, bewachsen mit Buchen, Tannen und Erlen und einem Klima verhältnismäßig wolkig, feucht und kühlen Klima – man könnte meinen, hier in Sibirien zu sein. Das hüglige Relief des Plateaus mit seinen zahlreichen Quellen, Bächlein, Pozzine verleihen ihm einen einzigartigen Eindruck, wie nirgendwo anders auf der Insel.


Die Pozzine genannten Bächlein durchziehen die Hochebene von Coscione


Das Coscione hat eine Gesamtfläche von 11228 Hektar, eine liegt an der niedrigsten Stelle auf 430 m und eine maximale Höhe von 2134 m.



Die Westseite des Bavella-Massivs schließt zusammen mit der Erhebung des Punta Di u Fornellu im Osten diese Zone ab, die an den Monte Alcudina und an das Tal von Asinao, in sanftem grünen Hügelland grenzt.

Der Monte Alcudina ist mit 2.136 m die höchste Erhebung im Süden Korsikas.

Vom Gipfel überblickt man, gutes Wetter vorausgesetzt, fast die gesamte Bergwelt der Insel der Schönheit. Im Norden erkennt man den markanten Gipfel Paglia Orba, den mächtigen Monte Rotondo und die höchste Erhebung Korsikas, den Monte Cinto (2.706 m). Direkt im Süden liegt das Bavella-Massiv. Bei guten Sichtverhältnissen erkennt man auch die Insel Elba und das italienische Festland im Osten.



Blick auf Zicavo

Das Plateau Coscione erreicht zum Beispiel von Zicavu aus: Nach dem Dorf folgt man ca. 1 1/2 km der Straße D 69 in Richtung Cozzano und biegt dann nach rechts auf die D 428 ab, bis zur Bergerie de Bassetta. (Gut geführte Gîte/Auberge bei Agnès und Toussaint) von dort, bzw. von der nahe gelegenen Kapelle San Petru, durchquert man zu Fuß diesen Teil des Coscione und kommt an den Bergeries von Cavallara (1520 m) vorbei (dort spielt meine erste Coscione-Anekdote) und in ca. drei Stunden auf gut markierten Wegen führt es zum Gipfel des Monte Alcudina. Nach etwa einer Stunde trifft man auf den anspruchsvollen Fernwanderweg GR 20, welcher Korsika in 15 Tagesetappen von Nord nach Süd durchquert.




Man kann aber auch die Südseite des Coscione von Quenza aus erreichen: Man durchquert das Dorf, dann man nach rechts ab, und folgt dem Weg bis zu einer Piste. Man durchquert einen Wald, dann kommt man an dem Reitercamp «Jallicu» (auf der linken Seite) vorbei, anschließend steigt die Straße in ziemlich engen Kurven an, in Richtung der verlassenen Skistation neben der Refuge von Bucchinera, bis man in einer Mondlandschaft ankommt. Von dort nun kann man seine Wanderung in die Hochebene fortsetzen.
Eine Piste durchquert dieses bizarre schöne Naturschauspiel: auf der rechten Seite sieht man nach etwa einer Stunde Wanderung das Castellu d’Urnucciu, (1745 m), eine spektakuläre vulkanartige Erhöhung, umgeben von weideartigen Hügeln und Pozzine, Bächlein, weidenden Kühen, Pferden und Schweinen.


Bizarres Naturschauspiel: Die Erhebung Castellu d’Urnucciu

… und wenn man der Piste weiter folgt (ca.1 h 30), kann man die Punta di Tozzarella (1748 m ) erklimmen, auf der sich die Ruinen einer ehemalige Sternwarte aus Nizza befinden; von dort oben hat man eine außergewöhnlich gute Sicht über das ganze Hochplateau (klares Wettervorausgesetzt).

In der bemerkenswerten Landschaft findet man außergewöhnliche Pflanzen und eine reiche Blumenauswahl, u.a. zahlreiche Vegetationen aus alpinen Gegenden, auch endemische Arten sind dort lokalisiert, wie das zierliche Trisetum und das Trisetum Conrad, eine Art Hanfgras, der korsische Eisenhut (Aconitum corsicum) und einige Wüstenpflänzchen wie der Herniaria latifolia, die nur von der Luftfeuchtigkeit leben.

Aber auch selten gewordene Tierarten kann man im Coscione ausmachen: Die einzige Hirschpopulation, die 1998 wieder eingeführt wurde, das Mufflon (127 Tiere wurden in den letzten Jahren gesichtet), aber auch die gute alte korsische Forelle tummelt sich in den Bächen des Coscione. Aber auch diverse Insekten, darunter Schmetterlinge (Papilio hospiton), Käfer und Kriechtiere, leben auf dem Hochplateau.

Das Coscione ist zu jederzeit besuchbar, nur muss man wissen dass man im Winter die Refuge Bucchinera nur mit Winterausrüstung erreichen kann…und den Rest des Jahressollte man immer einen Kompass mit sich tragen, da es passieren kann, dass auf einmal dichter Nebel aufkommt, und man sich schnell verirren kann (was mir passiert ist, siehe meiner 2. Anekdote zum Coscione).

Mein Aquarell U Cusciune

Was mich persönlich mit dem Coscione verbindet? ganz einfach, für mich ist es das schönste Plätzchen auf dieser Insel, jedes mal wenn ich dort war, gelang es mir, mich von allem Trubel des Alltags zu befreien, schon das Durchqueren an sich war wie Tiefenmeditation, Seelenbalsam, eine Art Pellerinage, und das zu jeder Jahreszeit…


Einige meiner Werke sind von diesem Ort beeinflusst, oder die Uridee ist mir vor Ort gekommen, wie u.a. meine Comicstory, «Shiwa, der Hund von den Sternen» mein Gedicht «Alcudina», und auch in meinem ersten Roman «Wie Blätter im Wind » (in Überarbeitung, noch nicht publiziert) spielt dieser Ort eine wichtige Rolle: Realität und übernatürliche Wahrnehmungen vermischen sich bei der Protagonistin an diesem Ort, die dadurch in eine unangenehme Lage gerät, nahe der Refuge Croce und der Refuge Brassata…

Vor Ort hatte ich meist eines meiner Instrumente mit, und improvisierte meditativen Gesang begleitet von meiner keltischen Harfe, die auch bei Wind noch dazu übernatürliche Resonanzen von sich gab…die ich auch aufnahm, aber leider sind die Kassetten von damals nicht mehr in abspielbaren Zustand. So bleiben einfach nur außergewöhnliche Erinnerungen…


Herzlichst,

Ihre Miluna


Hier einige Videos mit Minieindrücken vom Coscione: