Donnerstag, 24. Februar 2011
Wann wurde Korsika zum ersten Mal von Menschen besiedelt?
Am Anfang sind wir natürlich noch weit entfernt von dem, was man heute als Schrift bezeichnen würde. Es handelt sich vielmehr zunächst um einfache Piktogramme, die sich dann langsam zur Keilschrift und schließlich immer mehr zu einer richtigen Schrift entwickeln. Ein Meilenstein in der Geschichte der Menschheit, der in seiner Bedeutung der Entwicklung der Dampfmaschine entspricht. Zum ersten Mal ist es möglich, mehr Informationen zu speichern als das Gedächtnis. Diese erste Schrift entwickelt sich ab ca. 3000 v.Chr. in Mesopotamien (Mesos=zwischen, Potamos=Fluß), also einem Land zwischen zwei Flüssen, nämlich dem Euphrat und dem Tigris. Das entspricht zum Großteil dem heutigen Irak.
Alles was davor liegt, gehört zur Vorgeschichte, die sich in verschiedene Abschnitte aufteilt. Die für uns relevanten Abschnitte sind das Paläolithikum (paläo=früh, lithos=Stein), Mesolithikum (Mesos=zwischen) und neolithikum (noes=neu). Also die Früh-, die Zwischen-, und die Neu- oder Jungsteinzeit. Diese drei Abschnitte entsprechen wichtigen Veränderungen im Lebensraum der Menschen. Das Ende des Paläolithikums ist gleichzusetzen mit dem Ende der letzten Eiszeit vor ca. 12000 Jahren. Je nach Region können sich die verschiedenen Abschnitte um bis zu 1000 Jahre verschieben. Das Ende der Eiszeit bedeutet, dass das Klima milder wird, der Meeresspiegel sich in verschieden Etappen, mal hebt und mal senkt, und letztendlich um bis zu 150m ansteigt. Das heutige Groß-Britannien wird vor ca. 8000 Jahren zur Insel. Das Neolithikum beginnt mit seinen verschiedenen Phasen 8000 v.Chr.. Dazwischen, zwischen Paläolithikum und Neolithikum, liegt das Mesolithikum. All diese Begriffe bezeichnen kulturelle Sachverhalte, die von zunehmenden natürlichen Ressourcen und menschlichen Fähigkeiten zeugen.
Aber zurück zu unserer eingangs gestellten Frage. In welcher dieser Phasen wurde Korsika zum erstenmal von Menschen besiedelt?
Die Kreidefelsen von Bonifacio im äußersten Süden Korsikas
Wir wissen heute durch zahlreiche Funde wie z.B. der « Dame von Bonifacio », ein im Kalkstein von Bonifacio entdecktes Skelett einer Frau die etwa 35 Jahre alt geworden ist, das die Insel schon im Vorneolithikum bewohnt war. Durch eine Radiokohlenstoffdatierung (C14-Datierung) konnte man das Skelett in das 7. Jahrtausend v.Chr., ( +/- 6570 v.Chr.) einordnen. Zahlreiche Prähistorische Fundstätten wie z.B. Filitosa im Südwesten der Insel ermöglichen eine ziemlich Umfassende Erkenntnis über das Neolithikum.
Stumme Zeugen des Neolithikum: Die Menhire von Filitosa bei Propriano
Aber was war davor und woher kamen die ersten Menschen?
Für eine Präsenz von Menschen auf Korsika im Paläolithikum, also vor dem Ende der letzten Eiszeit vor ca. 12000 Jahren, gibt es zwar interessante Theorien, aber bisher noch keine gesicherten Beweise. Fest steht aber, dass im Mesolithikum (-10000 v.Chr bis -8000 v.Chr.) zumindest sporadisch schon Menschen auf der Insel gelebt haben- Vermutlich von der heutigen italienischen Küste und aus Sardinien kommend. Dies war möglich, weil es einerseits vermutlich eine Landbrücke zwischen der Toskana und Korsika gab, bevor der Meeresspiegel anstieg. Andererseits war die Insel Elba früher eine Halbinsel, die am italienischen Stiefel hing. Es lagen also nur noch ca. 50 Kilometer Meer zwischen Italien (Elba) und Korsika. Die Entfernung zwischen Sardinien und Korsika ist noch geringer, nur 12 Kilometer an der engsten Stelle, also zwischen dem Süden Korsikas und dem Norden Sardiniens. Diese Entfernungen waren auch mit primitiven Flößen oder Kanus, die es damals schon gab, überwindbar. Es handelt sich wahrscheinlich um Menschen, die an die korsischen Küsten zum Fischen, Jagen und Beeren Sammeln kamen, sich teilweise auch ins Inselinnere vorgewagt haben, aber sich noch nicht auf der Insel niederließen.
Korsika, Sardinien im Süden, die Insel Elba und die Toskana im Osten. NASA-Satellitenaufnahme
So bleibt also festzustellen, das die Insel Korsika nachweißlich ab dem 7. Jahrtausend v.Chr. besiedelt war, uns aber noch gesicherte Erkenntnisse über die Zeit davor fehlen. Da die Archäologie insgesamt allerdings noch eine recht junge Disziplin ist (Archäologie beginnt zaghaft mit der Ausgrabung von Pompeji und Herculaneum Mitte des 18. Jahrhunderts) und es speziell in Korsika sicher noch Einiges zu entdecken und zu erforschen gibt, kann man vermuten, dass vielleicht irgendwann nachgewiesen werden kann, dass schon viel früher Menschen auf die Insel kamen. Geschichte ist eben nie endgültig geschrieben, sondern muss immer wieder dem neuesten Kenntnisstand angepasst und umgeschrieben werden.
Herzlichst,Edmund Schroth
Dienstag, 22. Februar 2011
Strengere Sicherheitskontrollen im Hafen von Ajaccio
Für diesen Aufwand berechnet man jedem Kreuzfahrtschiff 650 € pauschal plus 50 Cent pro Passagier, unabhängig davon ob er an Land geht oder nicht. Mehr Sicherheit oder einfach nur mehr « Kohle »?
« Doppelte » AIDA im Hafen von Ajaccio
Montag, 21. Februar 2011
Berühmte Korsika-Besucher: Rosa Luxemburg
Sonitschka, wissen Sie noch, was wir uns vorgenommen haben, wenn der Krieg vorbei ist? Eine Reise zusammen nach dem Süden. Und wir tun das! Ich weiß, Sie träumen davon, mit mir nach Italien zu gehen, dass Ihnen das Höchste ist. Ich plane hingegen, Sie nach Korsika zu schleppen. Das ist noch mehr als Italien. Dort vergisst man Europa, wenigstens das moderne Europa.
Denken Sie sich eine breite , heroische Landschaft mit strengen Konturen der Berge und Täler, oben nichts als kahle Felsklumpen von edlem Grau, unten üppige Oliven, Lorbeerkirschen und uralte Kastanienbäume.Und überall eine vorweltliche Stille, keine Menschenstimme, kein Vogelruf, nur ein Flüsschen schlickert irgendwo zwischen Steinen, oder in der Höhe raunt zwischen Felsklippen der Wind, noch derselbe, der Odysseus’ Segel schwellte. Und was Sie an Menschen treffen, stimmt genau zur Landschaft. Plötzlich erscheint z.B. hinter einer Biegung des Bergpfades eine Karawane, nicht im Haufen wie unsere Bauern.
Pedi Morella, Ortsteil von Cuttoli-Corticchiato (Foto ES)
Vorne läuft gewöhnlich ein Hund, dann schreitet langsam etwa eine Ziege oder ein mit Säcken voller Kastanien beladenes Eselchen, dann folgt ein großes Maultier, auf dem eine Frau im Profil zum Tiere mit gerade herabhängenden Beinen sitzt, ein Kind in den Armen. Sie sitzt hoch aufgerichtet, schlank wie eine Zypresse, unbeweglich, daneben schreitet ein bärtiger Mann in ruhiger, fester Haltung, beide schweigen. Sie würden schwören: es ist die heilige Familie. Und solche Szenen treffen Sie dort auf jeden Schritt.
Ich war jedes mal so ergriffen, dass ich unwillkürlich in die Knie sinken wollte, wie ich’s immer vor vollendeter Schönheit muss. Dort ist noch die Bibel lebendig und die Antike.
Wir müssen hin, und so wie ich’s getan: zu Fuß die ganze Insel durchqueren, jede Nacht an einem anderen Ort ruhen, jeden Sonnenaufgang schon im Wandern begrüßen.
Ihre Rosa
Brief aus dem Gefängnis von Rosa Luxemburg an Sophie Liebknecht, vom 15. Januar 1917. Rosa Luxemburg wurde am 15. Januar 1919 in Berlin ermordet.
Donnerstag, 17. Februar 2011
Winter in Korsika
Pedi Morella, März 2010
Pedi Morella, Februar 2011
Verghio-Pass, März 2010
Dienstag, 15. Februar 2011
Hallo liebe Besucher von Eddys Korsika Reiseleiter Blog,
Beruflich konnte ich mich neu orientieren und durch ein Zweitstudium an der Universität PASCAL PAOLI in Corte(übrigens die jüngste und kleinste Universität Frankreichs) die Basis für meinen heutigen Beruf schaffen. Seit 1998 bin ich auf der ganzen Insel als Reiseleiter mit deutschen, französischen und englischen Gruppen unterwegs. Welch ein Traumberuf! Diese Tätigkeit erlaubt mir immer wieder neue Aspekte zu entdecken und einen sehr engen Kontakt zu Land und Leuten zu haben. Um diese Eindrücke zu teilen, habe ich beschlossen, Eddy’s Korsika Reiseleiter Blog ins leben zu rufen. Hier gibt’s mal was über die sehr interessante Geschichte der Insel, mal was über die Gruppen, die ich geführt habe zu lesen und natürlich Aktuelles und Fotos. Also, es rentiert sich sicher, immer mal wieder reinzuschauen. Für Fragen und Anregungen habe ich natürlich auch immer ein offenes Ohr.
Also dann, viel Spaß auf dieser Seite,
Herzlichst
Edmund Schroth
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