Liebe BesucherInnen,
heute möchte ich Ihnen einen weiteren Beitrag aus der Reihe „Besonderheiten der FloraKorsikas“ vorstellen.
A Nocca: Der korsische Nieswurz (Helleborus argutifolius)
Der korsische Nieswurz (Helleborus argutifolius) kommt auf Korsika und Sardinien vor und gehört der Art der Familie der Hahnenfußgewächse an. Wissenschaftlich wird er Helleborus corsicus oder Helleborus lividus, oder einfach Hellebore genannt wird. Der Ursprung des deutschen Namens liegt darin, dass der Geruch der Inhaltsstoffe zu einem starken Niesreiz führt.
Er ist eine robuste und immergrüne Pflanze, die becherförmige, nickende Blüten trägt, die auf einem aufrechten Blütenstand über stacheligen, dunkelgrünen Blättern angelegt sind.
Die großen, hell apfelgrünen Blüten erscheinen im Winter und zeitigen Frühjahr. Die Pflanze kann bis zu 60 Zentimeter und mehr hoch und 60 bis 90 Zentimeter breit werden.
Die Hellebore bildet im Laufe der Zeit große zusammenhängende Kolonien, (siehe drittem Foto), die mit ihrem charakteristischen wintergrünen Laub das ganze Jahr über einen schönen Anblick bieten.
Die Art verträgt Sonne und Trockenheit sehr gut, schießt aber oft in laub-bedeckten, feuchten und schattigen Hängen aus dem Boden.
Die Pflanzen schützen sich mit einem besonderen Mechanismus vor Schäden durch Kälte: Sie können Wasser aus den Zellen in die Zwischenräume verlagern, um zu verhindern, dass das gefrierende Wasser die Zellen zum Platzen bringt. So hängen die Blütenköpfe und Blätter bei Frost wie welk nach unten, erholen sich aber, sobald die Temperaturen wieder steigen.
Die Hellebore ist giftig, doch enthält sie einige pharmakologisch wichtige und nutzbringende Inhaltsstoffe: Saponin und die Glykoside, Helleborein und Hellebrin sind in der ganzen Pflanze zu finden.
Auf Korsika legten die Berghirten einst die Blüten und Blätter um den reifenden Käse herum, um Fliegen und deren Maden sowie andere Insekten fernzuhalten.
Der Nieswurz wurde auch in der Vergangenheit als Heilpflanze verwendet, wie man aus den Erwähnungen und Schriften Sachkundiger aus dem Altertum und dem Mittelalter entnehmen kann. Sie wurde unter anderem gegen Torheit angewendet, aber auch als Herzmittel und Urin treibendes Medikament eingesetzt. Die Kräuterbücher aus dem 16. und 17. Jahrhundert wiesen auch auf die Giftigkeit der Pflanze hin und warnten vor Überdosierung: Nach dem Motto: „Zwei Tröpflein machen rot, zehn Tropfen machen tot.“
Die Pflanze wird auch in einem korsischen Sprichwort verwendet:
« Falsu com’è a nocca »
Was so viel wie „falsch wie eine Hellebore“ heißen will, denn außen täuscht sie Schönheit vor, innen ist sie giftig!
Also, sie ist wunderschön zum Anschauen und gut zum Fotografieren geeignet, aber nicht zum Anfassen, und vor allen Dingen nicht zum „daran riechen“, auch wenn die Blüten dazu einladen zu scheinen.
In einem weiteren Post stelle ich Ihnen ein Gedicht zu diesem Thema vor. Es heißt « Korsikas Hellebore im Januar ».
Liebe Grüße,
Miluna
© Miluna Tuani