Mittwoch, 18. März 2015

Mittwoch, 18. März 2015




Der Wachturm – Genueser-Warten auf Korsika


Unruhige Zeiten begannen Mitte des 16. Jahrhunderts für die Insel Korsika. Wie immer, kam die Gefahr über’s Meer.

Auslöser für die drei Jahrhunderte andauernden überfälle von Piraten war 1453 die Einnahme von Konstantinopel durch die Osmanen. Barbaresken deren Haupteinahmequellen Sklavenhandel und Lösegelderpressung waren, begannen Korsika zu überfallen und Teile der korsischen Bevölkerung zu verschleppen.



Die Republik Genua, die zu diesem Zeitpunkt noch über Korsika herrschte, fürchtete um ihre Einahmequellen und reagierte. Ab 1530 entstehen zunächst 23 Wachtürme, davon 10 am strategisch und wirtschaftich wichtigen Cap-Corse, um die Küsten zu überwachen und zu schützen. Durch vereinbarte Signale (Rauchzeichen) wurde die Bevölkerung vor verdächtigen Schiffen gewarnt.



Zwei genuesische Kommissare, Paolo Battista Calvo und Francesco Doria werden nach Korsika entsand um die Lage vor Ort zu beurteilen. Ab 1531 entstehen 90 weitere Türme, davon 32 am Cap-Corse. Die Türme waren zwischen 12 und 17 Meter hoch, abhängig davon wo sie gebaut wurden, auf einem Hügel oder direkt am Strand. Korsika soll den allgemein durchgeführten Schutzmassnahmen im Mittelmeerraum angepasst werden.



So entstehen insgesamt 120 Türme rund um die Insel. Davon existieren heute noch 68, einige wurden

restauriert und stehen unter Denkmalschutz.


Strenge vorschriften für die « Turm-Wächter »

Der Dienst der Turmwächter (I Torri) war kein « Zuckerschlecken ». Nur mit ausdrücklicher Genehmigung und nur aus ganz bestimmten Gründen durfte sich ein Soldat vom Turm entfernen, z.B. um sich mit Proviant zu versorgen oder um seinen Sold abzuholen. Unerlaubtes entfernen vom Turm wurde  streng bestraft. Am abend mussten die Wächter durch vereinbarte Signale anzeigen ob alles in Ordnung war.



Campomoro

Einer der größten Türme, Campomoro, befindet sich in der Nähe der Stadt Propriano an der Westküste.

Der auf einem Hügel stehende Turm ist von einer regelrechten Verteidigungsanlage mit Schutzmauer umgeben. Besonderheit: Die Soldaten von Campomoro hatten bis zu 15 Frauen an ihrer Seite die sich um die körperlich anstrengeden Arbeiten kümmern mussten, damit sich die Herren nicht zu sehr anstrengen mussten und dadurch vielleicht von ihrer Hauptaufgabe, dem Überwachen, abgelenkt wurden!



Auf einigen der Türme kann man heute Metallaufsätze erkennen, denn die Anlagen wurden im 19. Jahrhundert auch zum Telegrafieren benutzt. Heute gelten die noch vorhanden Türme als Warzeichen Korsikas und sind auf vielen Postkarten zu sehen.



Herzlichst

Edmund Schroth