Ostern ist das höchste Fest im Kirchenjahr. Die Korsen nennen es "pasqua" und feiern die Karwoche mit mittelalterlichen Traditionen und die Osterfeiertage mit leckeren Spezialitäten. Natürlich darf auch ein wenig Aberglaube nicht fehlen. Wer am Gründonnerstag ein paar Kastanien in der Tasche trägt und sie segnen lässt, der wird von Krankheiten geheilt. Auf den mittelalterlichen Karfreitagsprozessionen, die zum Beispiel durch Sartène und Calvi ziehen, wird das Leiden Christi nachgestellt – und am Wegesrand sammeln die Bäuerinnen des Dorfes Rosmarinzweige, die in den traditionellen Karfreitagsrezepten verwandt werden: Kichererbsensuppe mit Knoblauch, Lasagne, oder im typisch Karfreitagsgericht, dem Kabeljau. Im mittelalterlichen Korsika war der gesalzte und getrocknete baccalá war der einzige Fisch, der so konserviert unbeschädigt bis in die hohen verschneiten Berge und tiefen, abgeschiedenen Täler der Insel transportiert werden konnte. So ist diese Fischkonserve auch heute nicht vom korsischen Karfreitagstisch wegzudenken. Auf die traditionellen Karfreitagsriten sind die Korsen besonders stolz. In Sartène trägt ein rotgekleideter Büßer bei der Büßerprozession "U Catenacciu" barfuss eine schwere Kette und ein Holzkreuz durch die engen Gassen der Stadt. Am Cap Corse ist der Kreuzweg gleich 14 Kilometer lang: die “Procession de la Cerca“ führt an zwölf Kirchen und Kapellen entlang durch Erbalunga, Castello, Poretto und Pozzo. Am Ostersonntag ist die Zeit der düsteren mittelalterlichen Aufmärsche vorbei. Die Auferstehung Christi wird vor allem kulinarisch gefeiert: Mit Osterlamm und dem traditionellen kronenförmigen Osterbrot "Cacavelli", in dessen süßen Hefeteig ganze Eier eingebacken werden. Am Ostermontag geht es mit der Familie auf die Felder und in die duftende Maquis zum Picknick und tankt mitten in der Natur Energie für den kommenden Frühling. Getrennte Osterprozessionen – eine katholische in der Èglise Sainte Marie de l’Assomption und eine griechisch-orthodoxe in der Kirche Saint Spiridon finden im westkorsischen Cargèse statt. Denn der Ort am Meer wurde von griechischen Auswanderern im 17. Jahrhundert gegründet und noch heute werden hier die traditionellen orthodoxen Feste gefeiert. Nur eines eint die Katholiken und orthodoxen Christen in Cargèse: Das korsische Ostermontagspicknick wird gemeinsam begangen.
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