Dienstag, 15. Februar 2011

Dienstag, 15. Februar 2011




Riten und Bräuche aus Korsika – Legenden und Traditionen: Die Praxis des l’Occhjiu

Die Praxis des “l’Occhjiu” (des Exorzismus gegen einen auferlegten Fluch) ist auf Korsika eine Tradition die auf tausend Jahre zurückgeht und von Generationen zu Generationen, hauptsächlich von Frauen, überliefert wurde und immer noch wird.
Es ist eine Art Ritual, mit einer Predigt, die man nur in der Weihnachtsnacht erlernen und überliefern kann.
Es gibt mehrere Überlieferungen dieses Rituals und auch jede Predigt ist unterschiedlich, aber der Zweck ist der selbe bei allen: Es dient dazu, eine Person, die von einer Art Fluch heimgesucht wurde, davon zu befreien. Es gibt auch spezielle Ritualsformeln, die dazu dienen, Kopfschmerzen, Unwohlsein und allgemeine Erschöpftheit, unerklärte Müdigkeit zu beseitigen, da diese Symptome oft Folgen eines unbemerkten Fluches sind. Auch können manche weise Frauen die dieses Ritual beherrschen größeren Wunden schneller zur Heilung verhelfen.
Einige Ritualsformeln sind spezifisch an ein Dorf gebunden und werden nur in der Familie von der Mutter an die Tochter, wie schon gesagt, in der Weihnachtsnacht überliefert. Normalerweise ist es die älteste Frau, oft eine Greisin, die das Ritual an ihre Töchter, Enkel und Urenkeltöchter sowie Nichten und Cousinen weitergibt.
Die älteste Adeptin dieses Rituals, nennt man die Signadore (die Signierende).



Das Ritual spielt sich folgender Massen ab: Im Dunkeln setzt sich die Signadora an einen Tisch vor eine Öllampe und einen tiefen Teller mit Wasser gegenüber der Person, die vom einem Fluch befreit werden möchte oder die testen möchte, ob man einen Fluch auf sie gelegt hat. Nach Anzünden der Lampe beginnt das Ritual. Sie rezitiert mehrere Formeln in einer Art Gesangspredigt, aber so leise, dass man sie weder verstehen noch hören kann. Dann lässt sie einige Tropfen Öl in den Teller mit Wasser fallen. Wenn die Tropfen Öl rund und klein bleiben, liegt keinerlei Fluch auf der Person. Im Fall dass die Tropfen sich auflösen und zu Formen zerfließen bedeutet das, dass auf der Person ein Fluch liegt, der sie krank macht.



Die Signadora macht nun mehrere Kreuzzeichen unter dem Teller, während sie weiter ihre Ritualsformeln unhörbar spricht. Fühlt sich die Person nicht augenblicklich besser, muss eine zweite Signadora das Ritual wiederholen und ist danach auch keine Besserung eingetreten, kann eine Dritte ihr Glück versuchen … Aber meistens klappt es beim ersten Mal!
Also wer dieses Ritual erlernen will, sollte eine Signadora aufsuchen und sie um die Überlieferung in der Weihnachtsnacht bitten. Mir selbst wurde es oft angeboten, aber ich hatte zu Weihnachten selten Zeit, mich damit zu befassen. Aber ich werde es doch eines Tages machen …

© Miluna Tuani

P.S. Nächste Woche gibt es zu diesem Thema noch eine kleine Anekdote von mir!
Herzlichst,
Miluna











MontageFruculiBrigida
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1 Kommentar:


Anonym
hat gesagt…

…interessantes, doch ein wenig unheimliches Ritual, erstaunlich, dass man es erlernen kann, ich dachte eher, man bräuchte die sogenannten "Gene" dazu…
wiklich gut gestalteter informativer Blog über Korsika, vielen Dank, Grüsse aus der Cote d'Azur…
Splendy