Nur wenige Touristen verirren sich nach Vico und hier ist es wunderbar ruhig und abgeschieden. Am schönsten ist es hier vielleicht, wenn die Sonne hinter dem Col de Saint Antoine untergeht und sich die Zacken des Bergkamms vom Rot des Abendhimmels abheben. Dann kann man Figuren raten: Manche erkennen in den Felsspitzen einen Mann mit Hut, ein Pferd oder einen Löwen. In Vico erzählt man sich aber die die Legende der « A Spusata », der steinernen Braut, die von ihrer verarmten und verwitweten Mutter mit einem Fluch belegt wurde und an ihrem Hochzeitstag zu Stein erstarrte.
So zogen es die Korsen vor, in die Berge zu ziehen, und die Bischöfe taten es ihnen gleich: Nachdem Barbaren ihre Kathedrale im Tal zerstörten, fanden auch die Geistlichen das Leben in den Bergen sicherer als an der Küste und verlegten 1572 ihren Sitz in die Église paroissiale Ste Marie. Einige Franziskanermönche taten es ihnen gleich und errichteten etwas außerhalb von Vico einen Konvent. Heute ist in dem Couvent de Saint François ein spirituelles Begegnungszentrum der Association des Amis du Couvent de Vico untergebracht.
Das Herz der Berggemeinde Vico schlägt das ganze Jahr über auf der kleinen, quadratischen Place Casanelli d'Istria, auf dem im Sommer ein paar Bars und Kneipen aufgebaut werden. Mitten auf dem Platz thront ein bronzenes Standbild des berühmtesten Sohnes der Stadt: Xavier Toussaint Raphaël Casanelli d'Istria brachte es bis zum Bischof von Ajaccio und soll im 19. Jh. die erste Familienfehde (vendetta) Korsikas befriedet haben. Dass die Bewohner von Vico sich nicht immer ganz grün sein mussten, zeigen die bulligen, hohen Häuserfassaden: Sie sehen aus wie kleine Festungen und bieten auch heute noch ein recht ungastliches Bild.