Printmenu menuid 207

Le Carnaval en Corse – die närrischen Tage auf Korsika
Karneval, Fasching Fastnacht Korsika Sartène Corte
Karneval, Fasching Fastnacht Korsika Sartène Corte
Karneval, Fasching Fastnacht Korsika Sartène Corte

Verrückte Verkleidungen, schrille Masken, tolle Rhythmen, knallbunte Tanzgruppen, närrische Karren – Fasching, Karneval oder Fastnacht gibt es nicht nur in Nizza, Köln, Venedig und Rio de Janeiro sondern auch auf Korsika. Allerdings auf ganz eigene Art.  
Nur in ganz wenigen Orten, wie zum Beispiel in Sartène und Corte, gehört der Karneval zur Geschichte der Stadt. In den meisten Gemeinden der Insel ist Fasching einfach kein Thema – hier wird er nur von Kindern in der Schule und nicht öffentlich gefeiert.

Den Sartèner Karneval gibt es mindestens seit dem Jahr 1930. Aber erst Anfang 2000 entwickelte er sich zu dem, was er heute ist: Närrische Stimmung, schrille Kostüme und faszinierende Faschingsumzüge.
Damals beeinflussten Brauchtum und Kultur die Feierlichkeiten stark. 2001 wurde das Festkomitee „Association Sarten’Allegria“ gegründet und der Karneval so organisiert, wie ihn das 3000-Seelen-Städtchen an der Südwestküste heute feiert.
Während der Fasching weltweit vor der 40-tägigen Fastenzeit beginnt, feiert man in Sartène die fünfte Jahreszeit alljährlich erst Ende April Anfang Mai. Eine Idee, die vor allem Urlauber und Gäste anlocken soll, von denen es Anfang des Jahres auf der Insel noch nicht so viele gibt.

Im Inland, in Corte haben sich im Lauf der 1960er Jahre eigene Masken und Fastnachtsbräuche entwickelt, doch erst seit 1992, seitdem mehr Gelder für die tollen Tage zur Verfügung stehen, gehören Karrenumzüge und grelle Faschingsumzüge wieder zur Tradition des Städtchens im Herzen der Insel. Faszinierend ist hier die Maske des Bären. Das pelzige Tier ist das Wahrzeichen der Universitätsstadt und wird zur Fastnacht zum Faschingsprinzen gewählt. Damit regiert der „ours“ von Donnerstag bis Faschingsdienstag über das Narrenvolk.
Mittlerweile wird auch in Speloncato in der Balagne und in Furiani bei Bastia die närrische Zeit gefeiert, auch wenn sie dort keine lange Tradition hat.

Das Wort „carnaval“ kommt wahrscheinlich aus den lateinischen Wörtern "carnis" und "elevare", was soviel wie "Fleisch lebewohl" bedeutet. Damit ist die 40-tägige Fastenzeit als Vorbereitung auf das Auferstehungsfest zwischen dem Dreikönigstag am 6. Januar und Ostern gemeint. Da katholische Christen in dieser Zeit kein Fleisch essen dürfen, wollte man früher vor dem Fasten noch einmal ausgiebig essen, trinken und feiern.


Granitula – Das nordkorsische Karfreitagsritual
Granitula in Calvi, Korsika

Eine der wichtigsten religiösen Rituale in Nordkorsika ist der Granitula-Tanz am Karfreitag.
Er geht vermutlich auf eine heidnische Tradition zurück, die der korsische Klerus in eine christliche Wiederauferstehungszeremonie umgedeutet hat. Die bekanntesten Granitula finden in Calvi, Pietricaggio, Corte und Erbalunga statt.
Bei dem Tanz vor der Kirche drehen sich die Teilnehmer zunächst zu einer Schnecke zusammen, die sich dann spiralförmig wieder auflöst. Damit soll der Zyklus von Leben und Tod und die Wiedergeburt symbolisiert werden. Die Schrittfolge ist recht kompliziert und wird von Generation zu Generation weitergegeben. Begleitet wird der Granitula-Tanz von liturgischen und gregorianischen Gesängen. Besonders anspruchsvoll ist der Granitula in Calvi, wo er von den Brüderschaften von Saint-Antoine l'Abbé und Saint Erasme gemeinsam mit den Bürgern der Stadt begangen wird. Der Granitula wird hier nämlich in einer doppelten Spirale getanzt: jede Bruderschaft führt eine Gruppe an. In Pietricaggio wird die Granitula gleich vor allen Kirchen des Ortes aufgeführt und in Corte sind Frauen und Klerus vom Tanz ausgeschlossen. Eine weitere Variante des Granitula gibt es in Casamaccioli in Zentral-Korsika: Hier wurde der Tanz in eine Madonnenzeremonie umgedeutet. Jedes Jahr am 8. September zum Fest Mariä Geburt wird der Madonnenstatue des Dorfes mit einem Granitula gehuldigt.


Ostern auf Korsika – zwischen Aberglauben, mittelalterlichen Karfreitagsprozessionen und fröhlichen Osterfeierlichkeiten
Karfreitagsprozession in Calvi
Ostern auf Korsika - Osterlamm gehört zu den kulinarischen Köstlichkeiten
Kirche Saint Spiridon im westkorsischen Cargèse

Ostern ist das höchste Fest im Kirchenjahr. Die Korsen nennen es "pasqua" und feiern die Karwoche mit mittelalterlichen Traditionen und die Osterfeiertage mit leckeren Spezialitäten. Natürlich darf auch ein wenig Aberglaube nicht fehlen. Wer am Gründonnerstag ein paar Kastanien in der Tasche trägt und sie segnen lässt, der wird von Krankheiten geheilt. Auf den mittelalterlichen Karfreitagsprozessionen, die zum Beispiel durch Sartène und Calvi ziehen, wird das Leiden Christi nachgestellt – und am Wegesrand sammeln die Bäuerinnen des Dorfes Rosmarinzweige, die in den traditionellen Karfreitagsrezepten verwandt werden: Kichererbsensuppe mit Knoblauch, Lasagne, oder im typisch Karfreitagsgericht, dem Kabeljau. Im mittelalterlichen Korsika war der gesalzte und getrocknete baccalá war der einzige Fisch, der so konserviert unbeschädigt bis in die hohen verschneiten Berge und tiefen, abgeschiedenen Täler der Insel transportiert werden konnte. So ist diese Fischkonserve auch heute nicht vom korsischen Karfreitagstisch wegzudenken.
Auf die traditionellen Karfreitagsriten sind die Korsen besonders stolz. In Sartène trägt ein rotgekleideter Büßer bei der Büßerprozession "U Catenacciu" barfuss eine schwere Kette und ein Holzkreuz durch die engen Gassen der Stadt. Am Cap Corse ist der Kreuzweg gleich 14 Kilometer lang: die “Procession de la Cerca“ führt an zwölf Kirchen und Kapellen entlang durch Erbalunga, Castello, Poretto und Pozzo.
Am Ostersonntag ist die Zeit der düsteren mittelalterlichen Aufmärsche vorbei. Die Auferstehung Christi wird vor allem kulinarisch gefeiert: Mit Osterlamm und dem traditionellen kronenförmigen Osterbrot "Cacavelli", in dessen süßen Hefeteig ganze Eier eingebacken werden. Am Ostermontag geht es mit der Familie auf die Felder und in die duftende Maquis zum Picknick und tankt mitten in der Natur Energie für den kommenden Frühling.
Getrennte Osterprozessionen – eine katholische in der Èglise Sainte Marie de l’Assomption und eine griechisch-orthodoxe in der Kirche Saint Spiridon finden im westkorsischen Cargèse statt. Denn der Ort am Meer wurde von griechischen Auswanderern im 17. Jahrhundert gegründet und noch heute werden hier die traditionellen orthodoxen Feste gefeiert. Nur eines eint die Katholiken und orthodoxen Christen in Cargèse: Das korsische Ostermontagspicknick wird gemeinsam begangen.


Pianello ehrt und feiert den Dominikanermönch Saint Vincent Ferrier alljährlich im August
Die kleine Kapelle von Pianello:  in den Bergen, etwa eine dreiviertel Stunde Fußmarsch von Pianello entfernt
Kapelle von Pianello: Am 20. August pilgern die Dorfbewohner alljährlich zu einer kleinen Kapelle mitten in den Bergen, etwa eine dreiviertel Stunde Fußmarsch von Pianello entfernt

Nur wenige Kilometer von der wunderschönen Costa Serena entfernt thront die Ortschaft Pianello in 810 Metern Höhe über der Ostküste Korsikas. Das Dorf zählt zu den höchstgelegenen Ortschaften zwischen der bewaldeten Castagniccia, der endlos weiten Plaine Orientale und dem malerischen Bozio. Die Menschen in Pianello haben das Gebiet inmitten von Eichen, Kastanienbäumen und duftender Macchia über Jahrhunderte intensiv genutzt, vorwiegend für die Almwirtschaft, heute auch für Sport und Tourismus.
Jedes Jahr im August findet hier ein Fest zu Ehren des Heiligen Vincent Ferrer statt. Am 20. August pilgern die Dorfbewohner alljährlich zu einer kleinen Kapelle mitten in den Bergen, etwa eine dreiviertel Stunde Fußmarsch von Pianello entfernt, um den Dominikanermönch zu ehren. Der katalanische Missionar wurde 1350 im spanischen Valencia geboren und starb 1419 in Vannes (Bretagne). Bekanntheit erlangte der Massenprediger vor allem, weil er von 1395 bis 1398 der Vertraute und Beichtvater von Papst Benedikt XIII in Avignon war. Durch eine Vision während einer schweren Krankheit sah er sich zum wandernden Prediger berufen. Seine Aufgabe war vortan die Verkündigung des Glaubens. Seine Kanonisierung erfolgte 1455 durch Papst Calixtus III.
Bewegende Gesänge, rituelle Brotweihen, religiöse Festzüge, strahlende Pilger, prominente Geistliche und eine feierliche Versteigerung der Prozessionsfahne sorgen jedes Jahr für ein besonderes Fest in der Waldkapelle von Pianello: vor Gläubigen und Gästen aus aller Welt wird die Messe zu Ehren des Heiligen Vinzenz Ferrer zelebriert.
Höhepunkt der Feier ist die Versteigerung der Prozessionsfahne. In Windeseile wird der Betrag so hoch wie möglich getrieben. Der Höchstbietende darf die Prozessionsfahne schließlich einer Dame seiner Wahl anvertrauen, die sie während des Umzuges trägt. Ihre Angehörigen und ihre Familie stehen im kommenden Jahr unter dem Schutz des Heiligen.
Nach der feierlichen Messe und dem festlichen Umzug sitzen Dorfbewohner, Gäste und Wanderer noch bis in die späten Abendstunden zusammen am Fluss Bravone. Zur Feier des Tages gibt es lokale Köstlichkeiten wie Krapfen mit korsischem Käse, Mangoldtaschen, Fleischspezialitäten, frisch gebackenes Brot, korsisches Bier und vieles mehr.


Weihnachtstraditionen: Wie wird das Christfest auf Korsika gefeiert
Joyeuses fêtes
Weihnachten Winter Corte

Korsika hat einige wenige inseltypische Weihnachtstraditionen. Weihnachtsmann oder „Père Noël“ und die in Frankreich weitverbreitete Weihnachtskrippe „La crèche familiale“ haben erst in den letzten Jahrzehnten auf der Insel Einzug gehalten. Alte Inselriten rund um das korsische Weihnachtsfeuer „Rocchiu“ hingegen stammen aus dem 17.Jahrhundert und leben auch heute noch in einigen Dörfern Korsikas fort. Am Morgen des 24. Dezember sammeln die Kinder des Dorfes auf den Feldern und in den Gärten Holzscheite, alte Zaunpfosten und Pfähle und ziehen sie in Bündeln durch die Gassen. Dabei rufen Sie „Au Rocchiu“ und schütten das Holz zu einem großen Meiler vor der Dorfkirche auf. Am Heiligabend wird der Holzstoß entzündet und zum Ende der Christmette darf jeder Dorfbewohner die Glut des Feuers zu sich nach Hause nehmen, um das Kaminfeuer zu entfachen. Das Rocciu-Feuer sollte das Haus vor Unglück und Krankheit schützen. Weit verbreitet ist ein weiterer Aberglaube: In der Heiligen Nacht werden im Kamin oder einer extra dafür eingerichteten Feuerstelle genauso viele Holzscheite entzündet, wie Bewohner in dem Hause leben. Vergisst man einen Holzscheit, so drohe der Familie im kommenden Jahr ein Trauerfall, so die Überlieferung. Aber auch der Gedanke an Friede und Versöhnung spielt in der korsischen Weihnachtstradition eine wichtige Rolle: Der Heiligabend war zu Zeiten der Blutrache „Vendetta“ die traditionelle Gelegenheit für verfeindete Familien, Frieden zu schließen.